Die Skyline von Auckland
Getty Images/Andy Andrews
Neuseeland

Lockdown wegen nur eines CoV-Falles

Neuseeland hat die erste innerstaatliche Übertragung des Coronavirus seit sechs Monaten verzeichnet – und am Dienstag mit einer verhältnismäßig scharfen Maßnahme reagiert: Die Regierung von Premierministerin Jacinda Ardern verhängte einen dreitägigen landesweiten Lockdown. „Wir haben anderswo gesehen, was passieren kann, wenn wir die Lage nicht in den Griff bekommen“, sagte sie in einer TV-Ansprache.

Die positive Testung erfolgte in Auckland. Aus diesem Grund fallen die Maßnahmen für die Metropole mit 1,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern noch schärfer aus – hier wird der Lockdown eine ganze Woche dauern. Der Ort Coromandel östlich von Auckland wird ebenfalls für sieben Tage gesperrt, der Infizierte hatte den 1.500-Einwohner-Ort unlängst besucht. Insgesamt ist von mindestens 23 potenziellen Übertragungsorten die Rede.

Premierministerin Ardern erklärte, es seien die strengsten Vorschriften der Stufe vier erforderlich. Das bedeute die Schließung von Schulen, Büros und sämtlichen Unternehmen, wobei nur die wichtigsten Dienste in Betrieb bleiben. „Ich möchte Neuseeland versichern, dass wir für diese Eventualität vorgesorgt haben. Es hat sich schon früher bewährt, hart und früh zu handeln“, so Ardern. Man habe nur „eine Chance“, die hochansteckende Delta-Variante sei ein „Game-Changer“.

Die Premierministerin Neuseelands, Jacinda Ardern
AP/TVNZ
Premierministerin Ardern begründete das harte Vorgehen mit dem Auftreten der Delta-Variante

Großer Andrang auf Aucklands Supermärkte

Bei dem positiv getesteten Mann handelt er sich um einen 58-Jährigen, von dem man annimmt, dass er seit Donnerstag ansteckend ist. Die Behörden gehen davon aus, dass es sich um die Delta-Variante handelt. Medienberichten zufolge herrschte in den Supermärkten Aucklands großer Andrang, da die Einwohnerinnen und Einwohner mit einer relativ kurzfristigen Abriegelung rechneten.

Die BBC zitierte namentlich nicht genannte Beamte, dass die harte Reaktion aufgrund der Furcht vor Delta nötig gewesen sei und auch, weil der Fall keine Verbindung zu einer Einreise bzw. zu Quarantäneeinrichtungen aufweise, wie es hieß. Aus am Montag veröffentlichten offiziellen Daten ging hervor, dass es sich bei allen in den letzten Wochen an der Grenze des Landes entdeckten positiven Fällen um die Delta-Variante handelte.

Warteschlange vor Supermarkt in Auckland
AP/New Zealand Herald/Jason Oxenham
Menschenschlange vor einem Supermarkt in Auckland – das Bild wurde am Dienstag aufgenommen

Apropos Grenzen: Neuseeland will diese für Einreisende Anfang 2022 erstmals wieder öffnen. Bis Ende des Jahres sollen die strengen Grenzkontrollen noch beibehalten werden, wie Regierungschefin Ardern vor knapp einer Woche sagte. Die Änderungen im Jahr 2022 würden dann „vorsichtig und überlegt“ erfolgen, um zu verhindern, dass hochansteckende Varianten – etwa Delta – ins Land gelangen.

Impfquote sehr gering

Neuseeland gilt weltweit als Vorbild im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. In dem Land mit fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern gab es seit Beginn der Pandemie nur 26 Todesfälle durch oder mit Covid-19 sowie rund 2.900 Infektionen mit dem Virus. Allerdings verläuft die Impfkampagne äußerst schleppend, nur etwa zwanzig Prozent der Bevölkerung sind bisher vollständig geimpft.