Eine Impfung wird durchgeführt
APA/Herbert Neubauer
Coronavirus

Auffrischung nur mit mRNA-Impfstoffen

Die CoV-Auffrischungsimpfungen werden nur mit den mRNA-Vakzinen von Biontech und Pfizer sowie Moderna durchgeführt werden. Eine entsprechende Empfehlung des Nationalen Impfgremiums veröffentlichte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Dienstag. Als Erste sollen Seniorinnen und Senioren ab 65, Risikogruppen sowie all jene drankommen, die ursprünglich die Vektorimpfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson erhielten.

Beginnen sollen die Auffrischungsimpfungen – je nach Risiko, Alter und Erstimpfstoff – zwischen sechs und neun Monate nach der Grundimmunisierung. Damit könnten die ersten Auffrischungsimpfungen theoretisch sofort starten. Das Gesundheitsministerium verweist allerdings darauf, dass auch eine gewisse Vorbereitungszeit für die Bundesländer einkalkuliert werden muss, die die Organisation der Impfungen übernehmen.

Die ersten Auffrischungsimpfungen für die mit AstraZeneca sowie mit Johnson & Johnson Geimpften können – gemessen an der Sechsmonatsfrist – im September beginnen. Die betreffenden Personen werden von den Behörden in den Bundesländern kontaktiert, heißt es dazu aus dem Gesundheitsministerium gegenüber ORF.at. Der großangelegte Start der Auffrischungskampagne erfolgt am 17. Oktober. Hintergrund: Neun Monate zuvor, am 17. Jänner, hatten viele Personen ihren Zweitstich erhalten.

Drei Gruppen definiert

„Für diese weitere Dosis wird in allen Fällen ein mRNA-Impfstoff empfohlen“, schreibt das Impfgremium. Für ihre Empfehlung haben die Fachleute drei Gruppen definiert: Als Erstes erhalten sollen die Auffrischung Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren, Personen mit Vorerkrankungen wie Krebs oder Herzschwäche sowie alle mit AstraZeneca oder Johnson & Johnson Geimpften.

Sie sollen die Auffrischung sechs bis neun Monate nach der ersten vollständigen Impfung erhalten. Danach sollen alle Erwachsenen folgen, die bereits mit Biontech und Pfizer oder Moderna geimpft wurden. Hier soll die Auffrischung neun bis zwölf Monate nach der Grundimmunisierung erfolgen. Für die dritte Gruppe der Zwölf- bis 18-Jährigen wird vorerst keine Auffrischung empfohlen. Hier ist die Impfung aber ohnehin erst Ende Mai angelaufen.

Vorerst keine Auffrischung für doppelt geimpfte Genese

Genesene mit einer Impfung sollen so weitergeimpft werden wie vollständig geimpfte Personen. Wenn genesene Personen bereits zwei Impfungen erhalten haben, sollen sie derzeit bis auf Weiteres keine zusätzlichen Impfungen gegen CoV erhalten. Heterolog geimpfte Personen – die etwa den Erststich mit AstraZeneca und die zweite Dosis mit einem mRNA-Vakzin erhalten haben – sollen weitergeimpft werden wie vollständig mit mRNA-Impfstoff geimpfte Personen.

Mückstein und Kurz rufen zu Impfung auf

Gesundheitsminister Mückstein plädierte bei dieser Gelegenheit neuerlich an alle noch Ungeimpften, sich ebenfalls eine CoV-Schutzimpfung zu holen. „Die Impfungen werden uns helfen, gut durch den Winter zu kommen. Ebenso wichtig wie die zeitgerechte Verabreichung eines dritten Stichs ist jedoch, dass all jene, die noch nicht geimpft sind, sich einen ersten Stich holen“, so Mückstein in einer Aussendung.

Auch Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) rief alle Ungeimpften zur Impfung auf und verwies auf gute Erfahrungen in Israel mit dem „dritten Stich“. „Wir müssen uns früh genug auf den Herbst vorbereiten und besonders vulnerable Gruppen schützen durch den dritten Stich, denn die Infektionszahlen werden voraussichtlich weiter steigen“, so Kurz.

EU-weite Empfehlung noch ausständig

Die Regierung hatte stets betont, in Sachen Auffrischung auf eine Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) warten zu wollen. Diese liegt bisher nicht vor, alle von der EMA zugelassenen Impfstoffe sind derzeit nur für eine primäre Immunisierung und nicht für eine weitere Dosis zugelassen. „Bei der weiteren, impfstoffabhängig zweiten (nach einer Impfung mit J&J, Anm.) bzw. dritten Dosis handelt es sich bisher somit um Off-label-Anwendungen, die besondere Aufklärung erfordern“, hieß es dazu aus dem Gesundheitsministerium.

Die Zahl der seit zumindest einem halben Jahr vollständig geimpften Seniorinnen und Senioren, die somit bereits Anspruch auf eine Auffrischungsimpfung haben, liegt bei rund 80.500. Zwar geht das Gesundheitsministerium davon aus, dass der Impfschutz rund neun Monate anhält. Gerade bei Älteren sowie bei Menschen mit Vorerkrankungen sei die Schutzwirkung aber nicht immer in vollem Ausmaß gegeben. Außerdem hätten erste Daten aus Israel und England gezeigt, dass die Drittimpfung die Zahl der Infektionen und „Impfdurchbrüche“ reduzieren könne.

SPÖ und NEOS fordern mehr Einsatz der Regierung

SPÖ und NEOS forderten von der Regierung am Dienstag allerdings mehr Einsatz für eine höhere Impfrate. Dazu zählt SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner neben Anreizen wie der Vergabe von Konzertkarten und einer Impflotterie eine bessere Datenlage, damit auch bekanntwird, wie viele CoV-Erkrankte in den Spitälern geimpft sind und wie viele nicht: „Die Daten müssen auf den Tisch, denn Transparenz schafft Vertrauen.“

NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker forderte darüber hinaus, dass Ungeimpfte künftig für „Eintrittstests“ bezahlen müssen: „Wie kommen die Geimpften dazu, den Impfverweigerern auf Dauer ihre Eintrittstests zu zahlen?“ Zudem brauche es niederschwellige Impfangebote „an jeder Ecke“.

Positive Reaktion aus Ländern

Tirols Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP), die derzeit auch den Vorsitz in der Konferenz der Gesundheitsreferenten innehat, sagte gegenüber der APA, sie „begrüße es sehr, dass die Empfehlungen zur Corona-Auffrischungsimpfung vonseiten des Nationalen Impfgremiums nun endlich vorliegen“.

In Tirol werde nun umgehend mit der Detailplanung und Umsetzung begonnen. „Gemäß den Vorgaben werden wir in den Alten- und Pflegeheimen sowie mit den über 80-Jährigen und Risikopersonen beginnen und dann entsprechend den Empfehlungen fortfahren“, so Leja. Auffrischungsimpfungen würden sowohl in den Impfzentren als auch bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten möglich sein.