Aktivist in Belarus: Achteinhalb Jahre Straflager

Ein Gericht in Belarus hat den politischen Gefangenen Stepan Latypow zu achteinhalb Jahren Straflager unter besonders harten Haftbedingen verurteilt. Das umstrittene Urteil gegen den 41-Jährigen, der im Juni einen Suizidversuch vor Gericht unternommen hatte, erging bereits gestern. Er soll bei seiner Festnahme im September vergangenen Jahres Widerstand geleistet haben.

Vorgeworfen wurde dem Kleinunternehmer auch, die Proteste gegen Machthaber Alexander Lukaschenko mitorganisiert zu haben. Ein Reporter der dpa hatte die Festnahme am 15. September dokumentiert – Latypow hatte keinen Widerstand geleistet. Er war zu der Zeit bei einer friedlichen Aktion auf der Straße gestanden.

Die Menschenrechtsorganisation Wesna hat ihn als Opfer der Justizwillkür in Belarus eingestuft. In dem Land gibt es mehr als 600 politische Gefangene, die 2020 gegen den als „letzten Diktator Europas“ kritisierten Lukaschenko protestiert hatten.

Der Aktivist hatte die Vorwürfe der Justiz stets zurückgewiesen. Nach einer Mitteilung von Wesna folgte Richter Alexander Wolk mit dem Urteil dem Antrag des Staatsanwalts Wladimir Rjabow und verhängte auch eine Geldstrafe von 8.700 belarussischen Rubel (rund 3.000 Euro). Latypow hatte in seinem Schlusswort Schläge seitens der Sicherheitskräfte beklagt.