Sollte es zu keiner Einigung mit dem VOR kommen, wird mit dem „Klimaticket Now“ (ehemals „1-2-3-Ticket“) in sechs Bundesländern gestartet: Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Kärnten, Tirol und Vorarlberg – „zusätzlich österreichweit in allen Zügen der ÖBB inklusive S-Bahn in Wien sowie in den Zügen der Westbahn und Regiojet“, berichtete Gewessler.
Der bevölkerungsreiche Osten ist also nicht dabei. „Wir sind leider immer noch nicht fertig", sagte Gewessler. 40 Verhandlungsrunden mit VOR hat es bereits gegeben. Das Ziel bleibt, bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober auch mit dem VOR eine Einigung zu erzielen."Wenn wir konstruktiv und schnell weiterarbeiten, können wir das schaffen“, sie sei „sehr zuversichtlich“, sagte Gewessler.

Sollten die Verhandlungen nicht rechtzeitig abgeschlossen werden, gilt das Ticket in den Bundesländern Niederösterreich, Wien und Burgenland auch in den Bussen und Wiener Linien erst, sobald hier alle Verträge endgültig abgeschlossen wurden.
VOR über „Vorgehensweise verwundert“
Verwunderung über die Präsentation des „Klimatickets“ äußerte der VOR, zeitgleich wurde einmal mehr Geld für die Umsetzung in der Ostregion gefordert. In einer Aussendung meinte der Verkehrsbund gar, das Ticket werde im Regional- und Nahverkehr in der Ostregion nicht gelten.
Diese Rechtsmeinung stellte das Verkehrsministerium umgehend in Abrede und verwies auf das entsprechende „Klimaticket“-Gesetz und die nun erlassene Verordnung über die Einführung des „Klimatickets“. „Mit Beginn der Gültigkeitsdauer ist das ‚Klimaticket‘ in allen Zügen der ÖBB gültig“, betonte auch Robert Lechner, Leiter der ÖBB-Konzernkommunikation.
Start im Oktober „illusorisch“
Seitens des für das Burgenland zuständigen Verkehrslandesrats Heinrich Dorner (SPÖ) hieß es, man sei zu weiteren Verhandlungen bereit – mehr dazu in burgenland.orf.at. Ähnlich äußerte sich der niederösterreichische Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP). Trotz guter Gespräche im Sommer sei man „noch nicht am Ziel“, einen Start am 26. Oktober hält Schleritzko für „illusorisch“ – mehr dazu in noe.ORF.at.

„Revolution im öffentlichen Verkehr“
„Man bekommt verdammt viel für sein Geld“, so Gewessler, die von einem „unschlagbaren Angebot“ sprach. Sie sieht darin eine „Revolution im öffentlichen Verkehr. Noch nie war Öffi-Fahren so einfach und so günstig. Nach 15 Jahren, in denen dieses Ticket versprochen wurde, ist die Zeit des Wartens jetzt vorbei“, sagte sie.
Jeder in öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegte Kilometer schütze das Klima, sagte die Umweltministerin. Sie verwies auf den heurigen Sommer, der wie eine Kurzzusammenfassung des kürzlich erschienenen Weltklimaberichts einen „bitteren Vorgeschmack“ auf die Zukunft gebe: „Wenn wir nichts tun, wird der Ausnahmezustand zum Dauerzustand“, so Gewessler. Mehr Menschen müssten zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel bewogen werden. „Der 26. Oktober wird ein guter Tag für das Klima werden“, bekräftigte Gewessler.
Vorverkauf ab 1. Oktober
Zum Start wird das „Klimaticket“ ermäßigt angeboten werden. Vom Vorverkaufsstart am 1. Oktober bis zum Nationalfeiertag kostet es 949 statt 1.095 Euro für ein Jahr. Der Rabatt gelte auch dann, wenn die Ostregion schon beim Start am 26. Oktober mit an Bord ist, sagte Gewessler. „Das Ticket wird automatisch ein Upgrade bekommen“, erläuterte die Ministerin. Rund 100.000 Menschen sollen von der Einführung des Tickets finanziell profitieren.
Die österreichweite Stufe wird zur Gänze vom Bund bezahlt. Im ersten vollen Jahr (2022) sind dafür 150 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt vorgesehen, für heuer sind 96 Millionen Euro budgetiert. Das „Klimaticket“ wird ab 1. Oktober im Vorverkauf auf der Website Klimaticket, bei allen Schaltern von ÖBB und Westbahn und auch bei allen Vertriebsstellen der teilnehmenden Verbünde erhältlich sein. Für alle unter 26 und für Senioren gibt es eine Ermäßigung auf 821 Euro, mit den 15 Prozent Rabatt zum Start sind es 699 Euro.

Flächentickets in weiteren Bundesländern
Vorarlberg, Tirol und Salzburg haben bereits Flächentickets für das jeweilige Bundesland eingeführt. Die regionalen Tickets gibt es somit bereits in fünf Bundesländern. In Wien kostet es 365 Euro, in Vorarlberg 385 Euro, in Salzburg 595 Euro und in Tirol 509,40 Euro.
In Oberösterreich starte parallel zum „Klimaticket“ das „Regionalticket“ für ganz Oberösterreich, gab der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Mittwoch bei der gemeinsamen Pressekonferenz bekannt. Die oberösterreichweite Karte wird 695 Euro kosten. Dazu gibt es mehrere weitere Varianten, beispielsweise alleine und exklusiv die Stadtverkehre in Linz, Wels und Steyr um 365 Euro.
Erste Details zum „Klimaticket“ präsentiert
Mit einem Ticket zum Preis von knapp 1.100 Euro in ganz Österreich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs – das soll mit dem „Klimaticket“ ab 26.Oktober möglich sein. Sechs Bundesländer, die ÖBB und Regiojet sind bereits fix dabei. Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat erste Details dazu vorgestellt.
„Klimaticket“ erst fertig, wenn „wir alle Stufen haben“
Ursprünglich war die Netzkarte mit drei Stufen als „1-2-3-Ticket“ geplant gewesen. Vorgesehen war in der Dreierstufe, um 1.095 Euro im ganzen Land mit allen „Öffis“ fahren zu können. Weiters war geplant gewesen, um einen Euro pro Tag in einem Bundesland (365 Euro) und um zwei Euro pro Tag in einem und im Nachbarbundesland (730 Euro) fahren zu können.
„So schnell wie möglich“ sollen auch die restlichen Bundesländerstufen umgesetzt werden – ein Datum nannte Gewessler nicht. In der Steiermark und in Kärnten gibt es noch gar kein Flächenticket – mehr dazu in steiermark.ORF.at. „Hier wird intensiv daran gearbeitet“, sagte die Umweltministerin. Fertig sei das „Klimaticket“ erst, wenn „wir alle Stufen haben“. „Wir werden dieses Versprechen einlösen“, so die Umweltministerin.
Global 2000 sieht „unbefriedigendes Zwischenergebnis“
Zahlreiche NGOs begrüßten am Mittwoch den Start des „Klimatickets“. Zeitgleich wurde die Teilnahme aller Bundesländer gefordert. Die Umweltorganisation Global 2000 etwa sieht das vorgezogene „Klimaticket“ als „unbefriedigendes Zwischenergebnis“.
„Ein Klimaticket für sechs Bundesländer ist nicht das, was mit dem ‚1-2-3-Ticket‘ versprochen wurde“, so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von Global 2000 in einer Aussendung. Man fordere Gewessler und die Landeshauptleute zu konstruktiven Verhandlungen auf.
Auch Greenpeace forderte den Verkehrsverbund Ost sowie den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) dazu auf," sich so rasch wie möglich dem österreichweiten Klimaticket anzuschließen und Autobahnprojekte einzustellen".
ÖAMTC verweist auf ländliche Pendler
Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) begrüßte den vorgezogenen Start mit 26. Oktober, forderte jedoch in einer Aussendung eine Erweiterung um Carsharing- und Bikesharing-Angebote sowie einen Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes.
Der ÖAMTC sieht in der „Tarifänderung allein keinen Anreiz für einen Umstieg“. Dafür müssten vor allem die Dichte und das Angebot ausgeweitet werden. „Pendeln ist vor allem ein ländliches Thema. Gerade dort ist aber das Angebot an öffentlichem Verkehr sehr begrenzt“, sagte ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold in einer Aussendung.
Wiener Grüne kritisieren Stadtregierung
Ohne Züge bringe ein günstiges Ticket wenig, kritisierte auch NEOS und monierte, dass das nunmehrige Ticket ohne die Ostregion von den „ursprünglichen Versprechungen der Bundesregierung doch sehr deutlich entfernt“ sei.
Die Wiener Grünen stellten „mit Bedauern“ fest, dass „Wien sich mit der Ostregion lieber der Koalition der Blockierer und Verhinderer anschließt“, schrieben sie in einer Aussendung. Auch Wien müsse sich dem Klimaticket anschließen – und nicht vom Vorreiter zum Schlusslicht werden.
Erfreut über den „Klimaticket“-Start zeigte sich unterdessen Tirols Landeshauptmann-Stellvertreterin und Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne). „So gelingt die Mobilitätswende“, sagte sie in einer Aussendung. Sie lobte die „konsequente und umsetzungsstarke“ Klimaschutzministerin und Parteikollegin Gewessler.
„Wichtiger Schritt für Pendler und Pendlerinnen“
Auch die Pendlerinitiative Österreich begrüßte den Start des „Klimatickets“ in sechs Bundesländern. „Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung für die Pendlerinnen und Pendler des Landes“, sagte Franz Gosch, der Obmann der Initiative.
Man hoffe, dass sich die fehlenden Bundesländer rasch anschließen. Gosch forderte aber, „dass das ursprünglich geplante ‚1-2-3-Ticket‘, in dem in einem Bundesland um 365 Euro gefahren werden kann, verwirklicht wird. Denn nur wenn es das 1er- und das 2er-Ticket gibt, profitieren wirklich alle Pendlerinnen und Pendler von günstigen Klimaticket.“ Wichtig sei, dass neben der Reduzierung der Ticketpreise auch das Angebot ausgebaut wird.