Drosten hält Auffrischungsimpfung großteils nicht für nötig

Der deutsche Virologe Christian Drosten hält eine Auffrischungsimpfung gegen SARS-CoV-2 im Herbst für den Großteil der Geimpften nicht für nötig. „Die Schutzwirkung der CoV-Vakzinen ist viel besser als beispielsweise bei den Influenza-Impfstoffen“, sagte er der dpa. Auch das baldige Aufkommen einer neuen Virusvariante, die gegen die verfügbaren Impfstoffe resistent ist, erwartet Drosten nicht.

„In diesem Herbst kommt es aber darauf an, überhaupt erst einmal die Impflücken bei den über 60-Jährigen zu schließen“, stellte der Virologe fest. Sinnvoll wäre eine Auffrischung im Herbst nur bei alten Menschen sowie für bestimmte Risikopatienten.

„Nach einem halben Jahr geht das über die Impfung erworbene Antikörperlevel vor allem bei sehr alten Menschen deutlich runter“, merkte Drosten an. Die Auffrischungsimpfung in Seniorenheimen stünde zahlenmäßig kaum im Konflikt mit der internationalen Knappheit von Impfstoff.

Auch WHO von Auffrischungsimpfung nicht überzeugt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisiert Pläne für Auffrischungsimpfungen bei gesunden Menschen. Bisher sei nicht einmal klar, ob sie nötig seien, sagte die Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan gestern in Genf.

Während in reichen Ländern jede Menge Impfstoff vorhanden ist, warten weltweit in Dutzenden Ländern viele Millionen Menschen noch auf die Chance einer Impfung.

Die US-Regierung hatte gestern angekündigt, die gesamte amerikanische Bevölkerung voraussichtlich ab September mit Auffrischungsimpfungen versorgen zu wollen. Rund acht Monate nach Abschluss der ersten beiden Impfungen soll eine dritte Dosis – mit den Präparaten von Moderna oder Pfizer und Biontech – verabreicht werden.

Österreichs Plan

In Österreich hat das Nationale Impfgremium empfohlen, Auffrischungsimpfungen nur mit den mRNA-Impfstoffen von Pfizer und Moderna durchzuführen. Sie soll, wie Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Dienstag mitteilte, in drei Tranchen erfolgen: Senioren, Risikopatienten und mit AstraZeneca oder Johnson & Johnson Geimpfte sollen die „dritte Dosis“ sechs bis neun Monate nach der Vollimmunisierung erhalten.

Danach – neun bis zwölf Monate nach der Vollimmunisierung – sollen alle Erwachsenen folgen, die bereits mit Pfizer oder Moderna geimpft wurden. Für die dritte Gruppe der Zwölf- bis 18-Jährigen wird vorerst keine Auffrischung empfohlen.