Akutelle Karte der Corona-Ampel
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Ampelkommission warnt

Gesamtösterreich nun wieder gelb

Das Infektionsrisiko in Österreich steigt nach der neuen Bewertung der Ampelkommission weiter. Nach der Sitzung am Donnerstag wird das Risiko für Gesamtösterreich nun mit mittel bewertet, damit ist das Land als Ganzes gelb. Bei den Bundesländern haben nun nur noch das Burgenland und Kärnten einige grüne Bezirke. Die ansteckendere Delta-Variante, die kommende kühlere Jahreszeit und der zurückgegangene Impffortschritt bereiten zunehmend Kopfzerbrechen.

Neben den schon bisher gelben Bundesländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg sind nun auch Wien, Nieder- und Oberösterreich sowie die Steiermark gelb eingefärbt. Die Kommission beobachtet seit mehreren Wochen einen steigenden Trend der Fallzahlen, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung. Die 7-Tage-Inzidenz stieg zuletzt auf 77,4, Wien und Salzburg überschritten bereits die Marke von 100.

Die Belastung des Gesundheitssystems sei vorerst auf niedrigem Niveau, die Covid-19-spezifische Belastung der Intensivstationen lag per 17. August bei 2,95 Prozent, bezogen auf alle gemeldeten Erwachsenenintensivbetten Österreichs.

Die Prognoserechnungen zeigen einen Anstieg der Auslastung von Intensivstationen auf ein Niveau von 5,8 Prozent am 1. September 2021. Die Durchimpfungsrate mit einem ersten Stich habe ein Niveau von rund 67 Prozent der impfbaren Bevölkerung (ab zwölf Jahren) erreicht und liege in der Gruppe der über 65-Jährigen bereits bei rund 86 Prozent, so die Kommission.

Ungünstigste aller im Juli berechneten Prognosen trifft zu

Die Kommission wies auch darauf hin, dass das CoV-Prognosekonsortium Anfang Juli Simulationsrechnungen mit einem Zeithorizont bis Ende September erstellt hatte. „Ein Abgleich der simulierten Szenarien, die von unterschiedlichen Impfszenarien ausgehen, mit der tatsächlichen beobachteten Entwicklung zeigt, dass sich das Infektionsgeschehen seit Mitte Juli ungünstig entwickelt hat und den Verläufen der Worst-Case-Szenarien folgt.“

Steigende CoV-Zahlen in Spitälern

Am Donnerstag wurden 1.226 neue CoV-Fälle gemeldet – der Trend bei den Neuinfektionen setzt sich also fort. Auch in den Krankenhäusern steigt die Zahl der Covid-19-Patienten: Österreichweit werden derzeit 290 Patienten mit einer Covid-19-Diagnose behandelt, 68 davon auf Intensivstationen. Da die Zahlen auch Anfang September weiterhin hoch sein werden, machen sich Prognosenrechner nun Sorgen.

Ausschlaggebend dafür sei neben der ansteckenderen Delta-Variante der zurückgegangene Impffortschritt, „der sich im August gegenüber Juni 2021 um rund 85 Prozent reduziert hat“, so die CoV-Kommission. „Angesichts einer aktuellen Durchimpfung von rund 61 Prozent (erste Teilimpfung) der Gesamtbevölkerung erscheinen die notwendigen Durchimpfungsraten von 80 Prozent und mehr bis Ende September 2021 kaum noch erreichbar.“

„Schwere Verläufe vorrangig bei Ungeimpften“

Dementsprechend betonte die Kommission, dass die Auslastung der Intensivstationen derzeit noch gering sei, „jedoch maßgeblich von der Entwicklung des Durchschnittsalters der Infizierten und deren Immunisierungsstatus abhängig“. „Bereits jetzt beginnt das Durchschnittsalter der Infizierten und auch die ICU-Auslastung (Intensiv Care Unit – Intensivbetten, Anm.) zu steigen“, so die Kommission.

„Es ist plausibel anzunehmen, dass sich das Infektionsgeschehen – ähnlich wie im Herbst 2020 – beginnend von jungen Personengruppen wieder auf ungeimpfte ältere und damit vulnerablere Personengruppen ausdehnen wird und es dort, wie bisher, zu Häufungen von schweren Verläufen vorrangig bei Ungeimpften kommen wird“, hieß es.

Saisonaler Effekt „wird Verbreitung beschleunigen“

Die höheren Durchimpfungsraten bei älteren Personengruppen könnten diese Entwicklung zwar verlangsamen, jedoch, wie die Kommission betonte, „reicht die gegenwärtige Durchimpfungsrate der Gesamtbevölkerung angesichts der virulenteren und transmissibleren Delta-Variante aktuell nicht aus, um erneute Überauslastungen von Intensivstationen im Zuge des Herbstes und Winters 2021 auszuschließen“. Hinzu komme der saisonale Effekt, der im Herbst „wegen weniger UV-Einstrahlung, mehr Indoor-Aktivität etc. die Virusverbreitung zusätzlich beschleunigen“ werde.

Viele Fälle nach Reisen

Das aktuell beobachtete Infektionsgeschehen betreffe in erster Linie die nicht immunisierte Bevölkerung. Mehr als 80 Prozent der Fälle entfallen derzeit auf nicht immunisierte Personen, was die Effektivität der Impfung unterstreicht, betonte die Kommission. Bei der Clusteranalyse der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sei ein hoher Anteil an Fällen bzw. Clustern mit Reiseassoziation festgestellt worden.

„Die CoV-Kommission empfiehlt daher neuerlich, den Impffortschritt mit sämtlichen möglichen Mitteln und Anreizen zu beschleunigen“, hieß es. Dabei empfahl die Kommission neben dem Schulbereich „auch gezielte Aktionen für HochschülerInnen“. Dazu sollte nach den Vorstellungen des Gremiums „die schrittweise Wiedereinführung von Präventionsmaßnahmen vorangegangener Verordnungen“ kommen.

Impfstatus bei Hospitalisierten soll erhoben werden dürfen

Auch empfahl die Kommission, „zeitnahe durch den Bund eine datenschutzrechtliche Klarstellung hinsichtlich der Weitergabe des personenbezogenen Impfstatus von Hospitalisierten bzw. PatientInnen, die auf der ICU behandelt werden, zu treffen bzw. erforderlichenfalls bundesseitig eine datenschutzrechtliche Grundlage für eine solche Weitergabe zu schaffen“. Bis zu dieser datenschutzrechtlichen Klärung sollten Landesdienststellen „die Bereitstellung dieser Informationen in einer auf Bundesländerebene aggregierten Form täglich“ ermöglichen.