Australien: Sexuelle Übergriffe bei Bergbauriesen

Der australische Bergbauriese BHP hat laut eigenen Angaben mindestens 48 Arbeiter wegen sexuellen Übergriffs und Belästigung in seinen westaustralischen Bergbaucamps seit 2019 gekündigt, wie die BBC gestern berichtete.

Die großen Bergbauunternehmen Australiens stehen derzeit im Interesse der Aufmerksamkeit wegen ihrer Behandlung von Frauen an ihren teils äußert isolierten Standorten. Aktuelle Gerichtsverfahren sind nun der Anlass für eine großangelegte Untersuchung im Auftrag der Regierung des Bundesstaates Westaustralien wegen sexueller Belästigung in den Camps. Mehrere Unternehmen haben das Problem bereits eingestanden und Änderungen versprochen.

Riesige abgelegene Bergbaucamps

Andere Unternehmen, darunter Rio Tinto und Fortesecue Metals, sprachen laut BBC ebenfalls von gemeldeten Vorwürfen, sagten aber nicht, wie sie in den Fällen weiter vorgegangen sind. Die Konzerne haben riesige Stützpunkte in der abseits und isoliert gelegenen Region Pilbara, um dort vor allem Eisenerz, aber auch andere Bodenschätze zu gewinnen. Tausende Arbeiter werden in jeder Saison eingeflogen. Sie wohnen in den extra angelegten kleinen Städten. Laut Kritikern wurde dort eine jahrelang eine männderdominierte, stark alkoholgeschwängerte Kultur gepflegt, wie die BBC weiter schreibt.

BHP, der größte australische Bergbaukonzern, gestand bei der Untersuchung ein, dass sexuelle Belästigung in seinen Camps ein Problem sei. Zwischen 2019 und 2021 seien 18 Berichte über sexuelle Übergriffe und 73 über sexuelle Belästigung bei einer 13.500 Menschen großen Belegschaft eingegangen. Alle seien an die Polizei weitergeleitet worden.

„Begründete“ Vorwürfe

Interne Untersuchungen wären bei zwei Vergewaltigungen, einer versuchten Vergewaltigung, drei Fällen von erzwungenen Küssen bzw. Grapschen zu dem Schluss gelangt, dass es sich dabei um „begründete“ Vorwürfe handle, zitierte die BBC das Unternehmen. Drei weitere Vorwürfe würden derzeit untersucht. Arbeiterinnen hätten ungewollte Berührungen und Annäherungsversuche sowie unpassende SMS und Bilder von Kollegen ertragen müssen, so BHP laut BBC weiter.

Die Belegschaft sei aufgerufen, derartige Fälle zu melden. „Es tut uns unendlich leid, und wir entschuldigen uns bei jenen, die in unseren Arbeitsstätten eine Form von sexueller Belästigung erlebt haben oder weiterhin erleben haben“, so das Unternehmen weiter.

Alkoholkonsum wird eingeschränkt

BHP hat laut eigenen Angaben seit 2019 300 Millionen australische Dollar (184 Mio. Euro) investiert, um seine Camps sicherer zu machen. Man müsse und wolle aber noch mehr tun, so das Unternehmen weiter. Die jüngsten Verbesserungen sind etwa Rund-um-die-Uhr-Security, bessere Beleuchtung, mehr Überwachungskameras und Ketten für Zimmertüren, hieß es weiter. Auch sei der Alkoholkonsum auf vier Getränke pro Tag beschränkt worden, ab 22.00 Uhr gilt Alkoholverbot.

Fortescue Metals und Rio Tinto gaben an, auch sie hätten sich zu Verbesserungen der Arbeitssicherheit verpflichtet. Auch gebe es Trainingsprogramme für das Personal. 2018 hatte die Australische Menschenrechtskommission festgestellt, dass 74 Prozent der Frauen in Bergbauunternehmen in den letzten fünf Jahren Belästigung wiederfahren sei, so die BBC weiter, im Gegensatz zu 39 Prozent in anderen Industrien. Auch die Häufigkeit der Belästigungen und die Anzahl der Belästiger sei in der Bergbauindustrie höher.