EZB warnt vor Klimarisiken für das Finanzsystem

Banken müssen sich nach Ansicht von EZB-Direktorin Isabel Schnabel noch stärker als bisher mit Klimarisiken befassen. „Der Klimawandel ist auch für das Finanzsystem ein beispielloses Risiko“, sagte Schnabel dem Magazin „Focus“.

Rund ein Drittel der Kredite, die die Banken der Euro-Zone derzeit an Unternehmen ausgereicht haben, seien Risiken wie Extremwetterereignissen „in hohem oder steigendem Maße“ ausgesetzt.

Die Kredite könnten ausfallen, wenn die Firmen von Hochwasser, Waldbränden oder Dürren betroffen sind oder wenn sie aufgrund des Klimawandels ihr Geschäftsmodell umbauen müssen.

Ergebnisse von Stresstest angekündigt

Das zeigt laut „Focus“ ein makroökonomischer Stresstest, für den die Europäische Zentralbank (EZB) Daten von 2.000 Banken und vier Millionen Unternehmen ausgewertet hat. Weitere Details dazu will die EZB demnächst veröffentlichen.

Noch würden die Geldinstitute sich allerdings nicht ausreichend mit Klimarisiken auseinandersetzen, sagte Schnabel. „Erste Analysen zeigen, dass bislang kein einziges Institut die Anforderungen vollständig erfüllt.“

Nur grüne Anleihen „derzeit unrealistisch“

Die Ökonomin verteidigte die neue Strategie der EZB, den Klimaschutz künftig stärker bei ihren geldpolitischen Entscheidungen zu berücksichtigen. „Der Klimawandel hat tiefgreifende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung und damit auf die Preisstabilität – das ist also unser Kerngebiet“, sagte sie dem „Focus“.

Noch erwirbt die EZB laut Bericht im Zuge ihrer Anleihekaufprogramme besonders viele Papiere von Unternehmen mit einem hohen CO2-Ausstoß. Das soll sich in Zukunft ändern. Dass die EZB nur noch grüne Anleihen kauft, schloss Schnabel allerdings aus. „Ein rein grünes Anleihekaufprogramm wäre derzeit unrealistisch.“ Auch wenn der Markt rasant wachse, gebe es dafür noch immer viel zu wenig grüne Anleihen.