Schweden könnte erstmals von einer Frau regiert werden

Nachdem der schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven gestern seinen Rücktritt angekündigt hat, wird Finanzministerin Magdalena Andersson als heißeste Favoritin für seine Nachfolge gehandelt.

Die schwedische Finanzministerin Magdalena Andersson
APA/AFP/Henrik Montgomery

Die politischen Kommentatoren der schwedischen Zeitungen rechnen der 54-Jährigen die größten Chancen zu, am Parteitag der Sozialdemokraten im November gewählt zu werden.

„Es gibt einen großen internen Druck, dass die Person eine Frau sein muss, kompetent und den Wählern bekannt“, sagte die innenpolitische Kommentatorin des Schwedischen Fernsehens (SVT), Elisabeth Marmorstein: „Magdalena Andersson ist die offensichtliche Kandidatin.“ Schweden ist das einzige Land im Norden, das noch nie eine Regierungschefin hatte.

Außerdem werden Innenminister Mikael Damberg, Energieminister Anders Ygeman und Gesundheits- und Sozialministerin Lena Hallengren, die während der Coronavirus-Pandemie eine wichtige Rolle eingenommen hat, als mögliche Kandidaten genannt.

Koalition auf wackeligen Beinen

Löfven hatte erst im Juli eine Regierungskrise überstanden, die zu seinem Rücktritt und seiner Wiederwahl geführt hatte. Seine rot-grüne Minderheitsregierung steht auf wackeligen Beinen und ist auf die Unterstützung der Linken und der Zentrumspartei angewiesen, die verschiedene politische Lager repräsentieren.

Deshalb ist es höchst unsicher, ob die Regierung im Herbst ihr Budget durchs Parlament bekommt. Löfvens Nachfolger oder Nachfolgerin übernimmt also keinen leichten Job.

Sollte die nächste schwedische Ministerpräsidentin tatsächlich weiblich sein, würden alle fünf nordischen Länder von Frauen regiert. Bis dahin müssen allerdings Erna Solberg in Norwegen und Katrin Jakobsdottir in Island die Parlamentswahlen in ihren Ländern im September wieder gewinnen.