Die neue Gouverneurin von New York, Kathy Hochul
Reuters/Hans Pennink
Premiere in New York

Kathy Hochul übernimmt Gouverneursamt

Kathy Hochul ist am Dienstag als neue Gouverneurin des US-Bundesstaates New York vereidigt worden. Sie ist die erste Frau an der Spitze des Bundesstaates mit der gleichnamigen Metropole und folgt Andrew Cuomo, der wegen sexueller Belästigungsvorwürfe zurückgetreten ist.

Sie fühle sich „geehrt, als 45. Gouverneurin von New York vereidigt worden zu sein“, schrieb Hochul in der Nacht auf Twitter. Am Dienstag stand eine Zeremonie mit ihrer Familie auf dem Programm und dann eine Ansprache an die Bevölkerung. Dem Sender WGRZ sagte Hochul, sie sei bereit für ihre neue Aufgabe. Sie spüre aber auch die Verantwortung auf ihren Schultern.

Hochul vertritt den eher konservativen Flügel der Demokraten in New York und war seit 2015 Stellvertreterin von Cuomo, der sich in seiner dritten Amtszeit befand. Für zwei der höchsten Beraterpositionen wählte sie zwei profilierte Frauen, Karen Persichilli Keogh und Elizabeth Fine. Hauptstadt des Staates New York mit knapp 20 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern und Gouverneurssitz ist nicht die gleichnamige Millionenmetropole, sondern die 100.000-Einwohner-Stadt Albany.

„Klima der Angst“ unter Cuomo

Hochul hatte mehr Transparenz und eine bessere Arbeitsatmosphäre in den höchsten Regierungskreisen als zu Zeiten ihres Vorgängers versprochen. Die Stimmung im Umfeld Cuomos war in einem Bericht als für Frauen „feindlich“ und als „Klima der Angst“ beschrieben worden. Hochul plant eigenen Aussagen zufolge eine Kandidatur für eine komplette Amtszeit im Jahr 2022.

Angelobung der neuen Gouverneurin von New York, Kathy Hochul
Reuters/Hans Pennink
Hochul ist die erste Frau an der Spitze New Yorks

„Ich glaube, es ist sehr klar, dass der Gouverneur und ich uns nicht sehr nahe standen“, sagte die 62-jährige Politikerin dem TV-Sender NBC. „Am Ende meiner Amtszeit, wann immer das sein wird, wird niemand meine Regierung als toxische Arbeitsatmosphäre beschreiben“, so Hochul. Ihr Stil sei es, den Menschen zuzuhören und dann entschieden zu handeln.

„Ich werde jeden Tag höllisch für euch kämpfen“, versprach sie den Menschen im Bundesstaat New York. Hochul verteidigte die Sachthemen, für die sie sich gemeinsam mit Cuomo in den vergangenen Jahren eingesetzt habe – unter anderem den Mindestlohn. In dieser Hinsicht habe die Regierung viel erreicht. „Ich kenne den Job, ich habe für dieselben Themen gekämpft, deswegen bin ich besser geeignet als jeder andere für diesen Job.“

Hochul: Von Skandal nichts mitbekommen

Cuomo war vor zwei Wochen nach zehn Jahren im Amt zurückgetreten und war damit einem drohenden Amtsenthebungsverfahren zuvorgekommen. Zuvor hatte die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James einen Bericht veröffentlicht, in welchem dem Gouverneur vorgeworfen wird, elf Frauen sexuell belästigt zu haben.

Der zurückgetretene Gouverneur von New York, Andrew Cuomo
Reuters/Mary Altaffer
Montag war Cuomos letzter Tag im Amt

Auch US-Präsident Joe Biden hatte daraufhin seinen Rücktritt gefordert. Cuomo hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Von den in dem Bericht beschriebenen Vorgängen habe sie nichts mitbekommen, sagte Hochul bei NBC. „Ich war nicht dabei, als diese Sachen passiert sind, und ich fand es widerlich, als sie an die Öffentlichkeit gekommen sind.“

Cuomo: „Nicht fair“

In einer Abschiedsansprache am Montag stellte sich der gefallene demokratische Hoffnungsträger erneut als Opfer einer politischen Kampagne dar. Der Bericht der New Yorker Generalstaatsanwaltschaft zu den Vorwürfen gegen ihn sei als „politischer Knallkörper über ein explosives Thema“ entworfen worden, sagte Cuomo. „Und es hat funktioniert. Es gab eine politische und mediale Massenpanik. Aber ich bin zuversichtlich, dass mit der Zeit die Wahrheit herauskommen wird.“

Es gebe „Momente von intensivem politischem Druck und medialer Raserei, die zu einer übereilten Urteilsbildung führen“, sagte der 63-jährige Politiker. Das sei nicht „richtig“ und nicht „fair“. Es werde letztlich auch nicht den Frauen gerecht, die Vorwürfe der sexuellen Belästigung erheben.

Gefallener Star der Demokraten

Der aus einer Politikerdynastie stammende Cuomo war 2010 zum Gouverneur gewählt worden und war zwischenzeitlich einer der Stars der Demokraten. Während der Hochphase der Coronavirus-Pandemie im Frühjahr 2020 wurde der für sein Krisenmanagement gelobte Politiker sogar als möglicher Präsidentschaftskandidat seiner Partei gehandelt. Später wurde ihm aber vorgeworfen, das Ausmaß von Todesfällen in Pflegeheimen verheimlicht zu haben. Außerdem warfen ihm zahlreiche frühere Mitarbeiterinnen sexuelle Belästigung vor.