Deutsche Wirtschaft wächst nach Lockdown wieder

Die Kauffreude der Verbraucher nach dem coronavirusbedingten Lockdown hat der deutschen Wirtschaft im Frühjahr zu Wachstum verholfen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg zwischen April und Juni um 1,6 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte.

Für Schwung sorgten vor allem die privaten Haushalte, die um 3,2 Prozent mehr ausgaben als zuletzt. Der Staatskonsum stieg um 1,8 Prozent. Der Außenhandel allerdings bremste die Wirtschaft, weil die Exporte mit 0,5 Prozent schwächer zulegten als die Importe mit 2,1 Prozent.

Die Bundesbank geht davon aus, dass die Wirtschaft im laufenden Sommerquartal nochmals stärker wachsen dürfte als im Frühjahr. Es bleibe abzuwarten, ob die Wirtschaft ihr Vorkrisenniveau bereits im Sommer wieder erreicht oder erst im Herbst.

Als Risiken für die Konjunktur sieht die Bundesbank die Delta-Variante und eine nachlassende Dynamik beim Impfen, die wieder zu schärferen Eindämmungsschritten führen könnten.

Staatsdefizit bei 81 Milliarden Euro

Zugleich hinterließ die Coronavirus-Krise im ersten Halbjahr ein riesiges Loch im deutschen Staatshaushalt. Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherung gaben laut Statistischem Bundesamt bis Ende Juni zusammen 80,9 Milliarden Euro mehr aus, als sie einnahmen.

Das Defizit entspricht 4,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. „Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie belasten die Staatsfinanzen weiterhin stark“, sagte Stefan Hauf vom Statistikamt. „Sie haben zum zweithöchsten Defizit in einer ersten Jahreshälfte seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1991 geführt.“

Ein größeres Minus gab es nur im ersten Halbjahr 1995, als die Schulden der Treuhandanstalt zur Privatisierung von DDR-Staatsbetrieben in das Staatsbudget übernommen wurden.

Die Ausgaben des Staates erhöhten sich wegen der Hilfen zur Bewältigung der Krise bis Jahresmitte um 6,9 Prozent auf 879,2 Milliarden Euro. Gleichzeitig legten die Einnahmen, etwa aus Steuern, nur um 3,1 Prozent auf 798,3 Milliarden Euro zu.

Alle staatlichen Ebenen wiesen ein Finanzierungsdefizit auf. Das größte Minus ergab sich beim Bund mit 67,0 Milliarden Euro, das damit mehr als doppelt so hoch ausfiel wie im Vorjahreszeitraum (26,9 Milliarden Euro).