Charlie Watts
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1941–2021

Rolling-Stones-Drummer Charlie Watts tot

Die Rolling Stones haben mit Charlie Watts ihren jahrzehntelangen Schlagzeuger verloren. Der Musiker verstarb im Alter von 80 Jahren in einem Londoner Krankenhaus im Kreise seiner Familie, teilte sein Agent am Dienstag mit. Watts war fast seit der Gründung der Stones Mitglied der Band.

„Mit großer Traurigkeit geben wir den Tod unseres geliebten Charlie Watts bekannt. Er ist heute in einem Londoner Krankenhaus im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen“, so sein Agent Bernard Doherty. „Charlie war ein geliebter Ehemann, Vater und Großvater und als Mitglied der Rolling Stones auch einer der größten Schlagzeuger seiner Generation.“

Anfang August hatte der Schlagzeuger bereits seine Teilnahme an einer USA-Tournee wegen einer medizinischen Behandlung absagen müssen. Damals hatte ein Sprecher allerdings betont, dass die Behandlung „komplett erfolgreich“ verlaufen sei. Zur Art der Behandlung hatte der Sprecher damals keine Angaben gemacht. Band-Kollege Mick Jagger twitterte Anfang August noch, er freue sich darauf, den Kollegen Charlie nach seiner Genesung wieder willkommen zu heißen.

Seit 1963 Stones-Mitglied

Geboren am 2. Juni 1941 in Nordlondon, entdeckte der Musiker schon früh seine Liebe zu Jazz und Blues. Sein erstes Schlagzeug bastelte er sich aus einem alten Banjo. Anfang der 1960er Jahre begann er in Londoner Rhythm-and-Blues-Clubs Schlagzeug zu spielen.

Charlie Watts, Brian Jones, Keith Richards, Mick Jagger und Bill Wyman auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1965
APA/AFP
Fast sechs Jahrzehnte sorgte Watts (ganz links) bei den Rolling Stones für den Rhythmus

1963 warben ihn Brian Jones, Mick Jagger und Keith Richards als Schlagzeuger für ihre ein Jahr zuvor gegründete Band an. Für die kommenden fast sechs Jahrzehnte wurde Watts eines der Gesichter einer der erfolgreichsten Rockgruppen aller Zeiten. Die Stones hätten eben das Glück und das Geld gehabt, viel Zeit im Studio verbringen zu können, sagte er unlängst dem britischen „Telegraph“ – und sie hätten daher viel ausprobieren können.

Kein Fan des Rampenlichts

Im Gegensatz zu Sänger Jagger und Gitarrist Richards mied der Schlagzeuger das Rampenlicht. Als Jazzmusiker wusste er musikalische Kollaborationen zu schätzen und schweißte die Stones zusammen – nicht nur, wenn er den Rhythmus auf der Bühne vorgab, sondern vor allem, wenn sich Jagger und Richards über Jahre hinweg immer wieder zerstritten.

Mick Jagger, Ronnie Wood, Charlie Watts and Keith Richards bei einem Auftritt in Pasadena, Kalifornien im jahr 2019
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Die Stones schafften, was kaum einer Band gelang: Immer neue Generationen für die eigene Musik zu begeistern

Alkohol und Drogen waren aber auch Watts nicht fremd. Immer wieder kämpfte er mit Alkoholmissbrauch, nahm zwischenzeitlich auch Heroin. 2004 überstand der frühere starke Raucher eine Kehlkopfkrebserkrankung. Mit seiner Frau, der Künstlerin Shirley Watts, war er seit 1964 verheiratet und hatte mit ihr eine gemeinsame Tochter. Das Paar lebte auf einem Gestüt in der Grafschaft Devon und züchtete professionell Araberpferde.

Vom Rock kam Watts aber nie los: Nach jeder Tour versuche er sich zurückzuziehen, gestand er der „Times“ mit 75. Richards frage ihn dann, was er tun werde. „Ich weiß nicht, Rasenmähen?“, sei dann seine Antwort. „Also setze ich mich nicht zur Ruhe.“

Anteilnahme in Musikwelt

Watts’ Tod löste in der Musikwelt und darüber hinaus große Bestürzung aus. „Charlie war ein Fels in der Brandung“ und ein „fantastischer Schlagzeuger“, sagte Ex-Beatle Paul McCartney in einem Video, das er auf Twitter veröffentlichte. Auch McCartneys früherer Bandkollege Ringo Starr twitterte ein Foto von sich und Watts und schrieb: „Gott segne Charlie Watts, wir werden dich vermissen, Mann.“

Rocksänger Bryan Adams bezeichnete Watts als „einen der größten Rock-Schlagzeuger aller Zeiten“. Der britische Popstar Elton John würdigte Watts nach der Todesnachricht als „stylischsten Mann und brillante Gesellschaft“.