Rund 1.000 Menschen auf Lampedusa angekommen

Die italienische Mittelmeer-Insel Lampedusa ist erneut zum Ziel zahlreicher Menschen geworden, die versuchen, mit Booten über das Mittelmeer zu gelangen. In weniger als 24 Stunden landete gestern eine Rekordzahl von 22 Booten mit mehr als 1.000 Menschen an Bord auf der Insel. Das einzige Flüchtlingslager auf Lampedusa ist heillos überfüllt.

Angesichts der anhaltenden Ankünfte forderte die mitregierende rechte Lega den Rücktritt der italienischen Innenministerin Luciana Lamorgese. „Ich frage mich, was die Ministerin in diesen Monaten getan hat, um die Migrationswelle einzudämmen. Es wird notwendig, über einen Ministerwechsel nachzudenken“, sagte Lega-Chef Matteo Salvini.

Das italienische Innenministerium erwiderte, dass seit Anfang dieser Woche eine direkte Kommunikationsverbindung zwischen den italienischen und tunesischen Behörden bestünde. Allein gestern habe die tunesische Marine elf Versuche der irregulären Migration verhindert und insgesamt 159 Menschen aufgehalten. Anderen Booten sei es jedoch gelungen, die tunesische Küste zu verlassen.

Berichte über Misshandlungen in libyschen Lagern

„Die Menschen verschiedener Nationalitäten landen nach zwei oder drei Tagen auf See in Lampedusa. Viele von ihnen berichten, dass sie in den Zentren, in denen sie vor ihrer Ausreise festgehalten wurden, geschlagen und gefoltert wurden. Leider ist dies der tragische Zustand derjenigen, die aus Libyen kommen, wo sich die Situation nicht geändert hat“, sagte Alida Serracchieri, Krankenschwester mit Spezialisierung auf Tropenkrankheiten und Gesundheitskoordinatorin des Projekts von Ärzte ohne Grenzen auf Lampedusa.

Seit Juni letzten Jahres arbeitet ein Spezialistenteam der Hilfsorganisation mit Ärzten, Krankenschwestern, Psychologen und Kulturvermittlern auf der Insel, um die Notlage der Migranten zu bewältigen. In den letzten drei Monaten hat das Team von Ärzte ohne Grenzen etwa 10.000 Migranten geholfen.