Charlie Watts von den Rolling Stones
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Rolling-Stones-Drummer

Musikwelt trauert um Charlie Watts

Der Tod des Schlagzeugers der Rolling Stones, Charlie Watts, hat nicht nur unter seinen Bandkollegen, sondern auch in der gesamten Musikwelt und darüber hinaus große Trauer und Bestürzung ausgelöst. Zahlreiche Musiker bekundeten in sozialen Netzwerken ihre Betroffenheit. Watts starb am Dienstag im Alter von 80 Jahren in einem Londoner Krankenhaus.

Seine Bandkollegen Mick Jagger und Keith Richards veröffentlichten in der Nacht auf Mittwoch auf Twitter nur jeweils ein Foto – ohne weitere Anmerkungen: Sänger Jagger präsentiert eines von einem lachend hinter dem Schlagzeug sitzenden Watts, Gitarrist Richards eines von einem Drumset, an dem ein Schild mit der Aufschrift „Geschlossen“ hängt.

Vor einigen Wochen war bekanntgeworden, dass Watts nicht an der kommenden US-Tournee seiner Band teilnehmen würde. Er erhole sich von einer nicht näher genannten medizinischen Behandlung, hieß es. Damals hatte ein Sprecher allerdings betont, dass die Behandlung „komplett erfolgreich“ verlaufen sei. Bandkollege Jagger twitterte Anfang August noch, er freue sich darauf, Watts nach dessen Genesung wieder willkommen zu heißen.

„Fantastischer Schlagzeuger“

Paul McCartney meldete sich ebenso auf Twitter zu Wort: „Charlie war ein Fels in der Brandung“ und ein „fantastischer Schlagzeuger“, sagte der Ex-Beatle in einem Video. Auch McCartneys früherer Bandkollege Ringo Starr twitterte ein Foto von sich und Watts und schrieb: „Gott segne Charlie Watts, wir werden dich vermissen, Mann.“

Watts als der „Beat der Stones“

Brian Wilson zeigte sich „schockiert“ über die Nachricht von Watts’ Tod. „Charlie war ein großartiger Schlagzeuger, und ich habe die Musik der Stones geliebt, sie haben großartige Platten gemacht“, so Wilson.

TV-Hinweis

ORF III ändert sein Programm und zeigt am Freitag ab 20.15 Uhr einen dreiteiligen Themenabend unter dem Titel „Die lange Nacht der Rolling Stones“. Auf Martin Scorseses „Shine a Light“ folgt ein Konzert-Doppel mit „Rolling Stones – No Security: Live in San Jose 1999" und „The Rolling Stones – Sweet Summer Sun".

Lenny Kravitz bezeichnete Watts sogar als den „Beat“ der Stones: „Es gibt keine Worte, jeder Groove hat für sich selbst gesprochen.“ Für Bryan Adams war er „einer der größten Rock-Schlagzeuger aller Zeiten“, für Popstar Elton John „der ultimative Schlagzeuger“ sowie „der stilvollste aller Männer“. Mit ihm habe man sich in „großartiger Gesellschaft“ befunden.

„Inspiration für zahlreiche Schlagzeuger “

Seitens der britischen Musikgruppe Duran Duran heißt es über Watts: „Eine absolute Inspiration für zahlreiche Schlagzeuger seit den 1960er Jahren. Ein Mann mit Anmut, Stil, Würde und Gelassenheit.“ Queen-Schlagzeuger Roger Taylor sagte: „Wie traurig, wir haben einen wahren Gentleman verloren. Das makellos schlagende Herz der Rolling Stones.“

Ähnlich äußerte sich Alice Cooper: „Wir haben einen der wahren Gentlemen des Rock ’n’ Roll verloren. (…). Er wird zutiefst vermisst werden, und es ist unmöglich, ihn zu ersetzen, aber ich habe keinen Zweifel, dass die Stones weitermachen werden. Meine Botschaft an Charlie? Ruhe im Beat!“

Seit 1963 Stones-Mitglied

Geboren am 2. Juni 1941 in Nordlondon, entdeckte der Musiker schon früh seine Liebe zu Jazz und Blues. Sein erstes Schlagzeug bastelte er sich aus einem alten Banjo. Anfang der 1960er Jahre begann er in Londoner Rhythm-and-Blues-Clubs Schlagzeug zu spielen.

Charlie Watts, Brian Jones, Keith Richards, Mick Jagger und Bill Wyman auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1965
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Fast sechs Jahrzehnte sorgte Watts (ganz links) bei den Rolling Stones für den Rhythmus

1963 warben ihn Brian Jones, Mick Jagger und Keith Richards als Schlagzeuger für ihre ein Jahr zuvor gegründete Band an. Für die kommenden fast sechs Jahrzehnte wurde Watts eines der Gesichter einer der erfolgreichsten Rockgruppen aller Zeiten. Die Stones hätten eben das Glück und das Geld gehabt, viel Zeit im Studio verbringen zu können, sagte er unlängst dem britischen „Telegraph“ – und sie hätten daher viel ausprobieren können.

Kein Fan des Rampenlichts

Im Gegensatz zu Sänger Jagger und Gitarrist Richards mied der Schlagzeuger das Rampenlicht. Als Jazzmusiker wusste er musikalische Kollaborationen zu schätzen und schweißte die Stones zusammen – nicht nur, wenn er den Rhythmus auf der Bühne vorgab, sondern vor allem, wenn sich Jagger und Richards über Jahre hinweg immer wieder zerstritten.

Mick Jagger, Ronnie Wood, Charlie Watts and Keith Richards bei einem Auftritt in Pasadena, Kalifornien im jahr 2019
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Die Stones schafften, was kaum einer Band gelang: Immer neue Generationen für die eigene Musik zu begeistern

Alkohol und Drogen waren aber auch Watts nicht fremd. Immer wieder kämpfte er mit Alkoholmissbrauch, nahm zwischenzeitlich auch Heroin. 2004 überstand der frühere starke Raucher eine Kehlkopfkrebserkrankung. Mit seiner Frau, der Künstlerin Shirley Watts, war er seit 1964 verheiratet und hatte mit ihr eine gemeinsame Tochter. Das Paar lebte auf einem Gestüt in der Grafschaft Devon und züchtete professionell Araberpferde.

Vom Rock kam Watts aber nie los: Nach jeder Tour versuche er sich zurückzuziehen, gestand er der „Times“ mit 75. Richards frage ihn dann, was er tun werde. „Ich weiß nicht, Rasenmähen?“, sei dann seine Antwort. „Also setze ich mich nicht zur Ruhe.“