Afghanistan: Experte zieht Parallele zu Libyen

Der Terrorismusexperte Peter Neumann ist „relativ pessimistisch“ zur Situation in und zur Zukunft von Afghanistan. Es zeichne sich ein ähnliches Szenario wie in Libyen ab, „wo wir eine total chaotische, unkontrollierte Situation“ haben, sagte Neumann heute im Ö1-Mittagsjournal.

Denn die Taliban seien nicht in der Lage, Herr der Situation zu werden, sagte der Experte unter Verweis auf die weiterhin bestehende Präsenz der Terrormiliz Islamischer Staat in dem Land.

Taliban sehen IS als Gegner

Derzeit gehe die größte Gefahr vom IS aus, der in Afghanistan, insbesondere im Nordosten, schon immer Anhänger gehabt habe. Die Gruppierung versuche aus der chaotischen Situation Kapital zu schlagen.

Die Taliban würden den IS als Gegner sehen – „das sind Leute, denen die Taliban zu moderat sind“, umschrieb Neumann die früher vor allem in Syrien und dem Irak operierende Terrormiliz.

Der IS unterscheide sich zudem von anderen radikalislamischen Gruppen wie den Taliban und al-Kaida durch seinen Alleinvertretungsanspruch. Der IS dulde keine andere Gruppe neben sich, „gerade wenn sie ideologisch verwandt sind“.

Auf die Frage, ob künftig eine permanente Terrorgefahr von Afghanistan ausgehe, antwortete der deutsche Terrorismusforscher des Londoner King’s College, dass das derzeit schwer zu beurteilen sei. Momentan gebe es aber eine Kombination aus drei „wirklich sehr problematischen Entwicklungen“.