Nach dem vorzeitigen Abtritt von Thomas Schmid wegen kompromittierender Chats war die Chefsuche nötig geworden. Die Personalie soll im Rahmen eines außerordentlichen Aufsichtsrats fixiert werden. „Viele haben sich beworben, über 120 Personen“, sagte Kern. Fünf Personen hat der Nominierungsausschuss, dem Kern ebenso vorsitzt, in Zusammenarbeit mit dem Headhunter Egon Zehnder auf Basis von Hearings in die engere Auswahl genommen.
Namen wollte Kern am Donnerstag freilich noch keine nennen. „Wir wollten wissen, wie sie die ÖBAG führen wollen, welche Konzepte und Ideen sie haben um die Staatsholding zu entwickeln.“ Nach den Hearings, die am Mittwoch an verschiedenen Orten in Wien stattgefunden haben, zog sich der Nominierungsausschuss zu einer Klausur zurück.

In der Klausur „haben wir dann eine Beurteilung vorgenommen. Zehnder hat mit seiner Einschätzung begonnen.“ Danach waren die anderen Mitglieder des Nominierungsausschusses – neben Kern dessen Stellvertreter Karl Ochsner und der Arbeitnehmervertreter Werner Luksch – an der Reihe. Auch zwei Zehnder-Seniorpartner gaben ihre Einschätzung ab, so Kern.
All „unabhängig voneinander“ für dieselbe Person
„Alle Headhunter und alle drei ÖBAG-Vertreter hatten unabhängig voneinander dieselbe Person vorne – mit großem Abstand“, betonte Kern. „Auch alle anderen waren wirklich gute Bewerber.“ Hinter der Spitzenposition gab es laut Kern aber schon unterschiedliche Präferenzen. Jedenfalls: „Jetzt wird der Nominierungsausschuss diese eine, erstgereihte Person dem Aufsichtsrat zur Wahl vorschlagen.“
Hlawati gilt als ÖVP-nahe und ist Partnerin der Wiener Kanzlei Cerha. Aufsichtsratserfahrung, die ein ÖBAG-Chef mitbringen sollte, hat sie. Immerhin leitet sie etwa das Aufsichtsgremium der teilstaatlichen, börsennotierten Post AG. Zudem hat sie das Finanzministerium bei den Reformen der Staatsholding beraten.
Siemens-Chef Hesoun auf der Liste
Aber auch der 61 Jahre alte Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun gilt als erfahrener Manager als Wunschkandidat mancher. Laut „Kurier“ fand sich ebenso der Ölmanager Karl Rose auf der Shortlist. Kern verriet: „Es waren insgesamt drei Herren und zwei Damen in der engeren Auswahl. Zwei Bewerbungen waren international, eine davon stammte tatsächlich von einer Ausländerin und eine von einem Auslandsösterreicher.“
Am Freitag stellt dann Headhunter Zehnder dem Aufsichtsrat nochmals den Prozess des Auswahlverfahrens vor. Er werde die Hearing-Kandidaten anonymisiert vorstellen, ohne dass deren Ziele und deren Hintergrund zu kurz kämen, erläuterte Kern.
Die eine Person, die vom Nominierungskomitee vorgestellt wird, wird auch namentlich genannt und werde nach einer Fragerunde mit Zehnder dem Aufsichtsgremium vorgestellt, wo sie sich vorstellen und weiter auf Fragen eingehen soll. Danach diskutiert der Aufsichtsrat gegebenenfalls nochmals ohne die Kandidatin oder dem Kandidaten und schreitet zur Abstimmung. Für die Wahl genügt eine einfache Mehrheit.
Beginn 2022
Was, wenn die Wahl des Wunschkandidaten des Nominierungskomitees nicht erfolgt, was als wenig wahrscheinlich gilt? „Dann heißt es zurück in den Nominierungsausschuss“, sagte Kern zur APA. Dieser würde Anregungen und Kommentare des Aufsichtsrats mitnehmen und „seine Hausübung neu machen“.
„Aber Ich gehe nicht davon aus, dass es dazu kommt. Das wäre sehr ungewöhnlich“, so Kern. Seine Arbeit aufnehmen soll der neue Alleinvorstand im ersten Quartal des kommenden Jahres. Einstweilen führt Christine Catasta die Geschäfte interimistisch.