Neue ÖBAG-Vorständin Edith Hlawati
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Staatsholding

Hlawati wird neue ÖBAG-Alleinvorständin

Die Wirtschaftsanwältin Edith Hlawati ist am Freitag zur Alleinvorständin der Staatsholding ÖBAG bestellt worden. Die Entscheidung in der Aufsichtsratssitzung sei einstimmig gefallen, hieß es von der Österreichische Beteiligungs AG zur APA. Hlawati folgt damit Thomas Schmid nach, der aufgrund kompromittierender Chats vorzeitig von seinem Amt zurückgetreten ist.

Die 64-Jährige, die in Medien bereits als Favoritin kolportiert worden war, hatte sich damit gegen die vier anderen Kandidaten auf der Shortlist durchgesetzt. Verdienen wird Hlawati zumindest 585.000 und höchstens 750.000 Euro pro Jahr. Ihr Vertrag läuft drei plus zwei Jahre. Ihren Job tritt sie am 1. Februar 2022 an.

Hlawati ist Miteigentümerin und Chefin der Wiener Kanzlei Cerha Hempel. Die Juristin bringt zudem viel Erfahrung für den Job mit. Sie berät die ÖBAG schon lange und ist Vorsitzende des Aufsichtsrates bei Post und Telekom Austria (TA). Ihre Kanzlei, die mit der ÖBAG einen Rahmenvertrag für Beratungen hat, wird vorerst nicht mehr für die ÖBAG tätig sein – „de facto per sofort, technisch ab 1. September“. Auch nach dem Ausscheiden Hlawatis aus der ÖBAG werde es während einer Cool-down-Periode, also vorübergehend, keine Aufträge für ihre Kanzlei geben. Die Dauer dieser Phase wird noch definiert.

Eine ÖVP-Nähe wird Hlawati medial nachgesagt, wenn auch nicht so deutlich wie bei Schmid. Was Hlawati von Schmid jedenfalls unterscheidet, ist, dass sie nicht nach jahrelangen Tätigkeiten in Politikerkabinetten bzw. direkt aus dem Generalsekretariat des ÖVP-Finanzministeriums in die ÖBAG einzieht.

Hlawati: Beteiligungsmanagement als Kernaufgabe

„Ich freue mich, auf bewährten Strukturen aufzubauen und Kontinuität gewährleisten zu können. Ich bin der ÖBAG seit vielen Jahren beruflich sehr verbunden und kann meine Expertise rund um die Staatsholding nun auch operativ als unabhängiger Vorstand einbringen“, so die designierte Chefin in einer Aussendung der ÖBAG.

Wirtschaftsanwältin Edith Hlawati
APA/Österreichische POST AG
Die Juristin Hlawati ist Aufsichtsratsvorsitzende der Post und der Telekom Austria

Das Beteiligungsmanagement als Kernaufgabe der ÖBAG wolle sie in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. Darüber hinaus sollen die „Governance-Standards der ÖBAG entlang internationaler Maßstäbe“ weiterentwickelt werden. Das sei auch im Interesse des heimischen Kapitalmarktes, so Hlawati.

Geschäftsleitung könnte erweitert werden

ÖBAG-Aufsichtsratsvorsitzender Helmut Kern lobte Hlawati für Kompetenz, Erfahrung und ihren Führungsstil. „Sie ist die richtige Frau zur richtigen Zeit am richtigen Platz“, so Kern. Hlawati könnte die Geschäftsleitung der ÖBAG erweitern, sagte Kern am Freitag bei einem Pressegespräch.

Laut Kern hatte die Juristin die Idee in ihrem Bewerbungskonzept. Entstehen könnte ein „Executive Board“, dem neben der Alleinvorständin zwei der vier ÖBAG-Direktoren – die Seniordirektoren – angehören könnten. „Es gebe ein Sechsaugenprinzip und die Letztverantwortung bliebe bei Hlawati. Ein Vorstandsprinzip könnte governancemäßig abgebildet werden“, sagte Kern.

Hesoun: „Funktion in dieser Form nicht mehr von Interesse“

Ebenfalls in der engeren Auswahl war Siemens-Österreich-CEO Wolfgang Hesoun. Der 61-Jährige meldete sich kurz nach der Entscheidung per Aussendung zu Wort. Nach dem Abgang Schmids habe es Stimmen gegeben, die für die Neubesetzung der Funktion einen erfahrenen Industriemanager forciert hätten, hieß es, „der die zahlreich anstehenden strukturellen Themen im Portfolio des ÖBAG-Konzerns, die von eminenter Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Österreich sind, managen soll“.

Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun
APA/Harald Schneider
Siemens-Chef Hesoun: In dieser Form sei der Job für ihn nicht mehr von Interesse

„Da es sich nun aber abzeichnet, dass das Anforderungsprofil für diese Funktion nicht mehr mit Industrie- und Managementerfahrung im Zusammenhang steht, haben sich die Voraussetzungen für die Übernahme dieser Aufgabe geändert und sind daher – in dieser Form – nicht weiter von Interesse für mich“, so Hesoun weiter.

Blümel gratuliert

Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) gratulierte Hlawati und lobte die Juristin als „renommierte Expertin und erfahrene Managerin“. Hlawati sei eine „ausgewiesene Kapitalmarktexpertin“ und sei durch ihre bisherigen Aufsichtsratstätigkeiten auch bestens mit den Beteiligungen der Staatsholding vertraut.

Hlawati wird neue ÖBAG-Chefin

Wirtschaftsanwältin Edith Hlawati wurde am Freitag zur neuen Alleinvorständin der Staatsholding ÖBAG ernannt. Sie folgt Thomas Schmid nach, der aufgrund umstrittener Chats zurückgetreten ist.

„Ich bin überzeugt, dass diese breite und langjährige Erfahrung einen Mehrwert für die ÖBAG, die Beteiligungen der Republik und damit das Vermögen der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler bringt. Ich freue mich auf die künftige Zusammenarbeit“, so Blümel.

ÖBAG: Hlawati mit bestem Konzept

Bereits in den vergangenen Tagen hatte es in mehreren Medien geheißen, Hlawati sei die Favoritin von Aufsichtsratschef Kern. Vom Personalberater Egon Zehnder soll allerdings Hesoun die beste Bewertung erhalten haben, berichtete der „Kurier“ (Onlineausgabe) am Donnerstag. Die ÖBAG veröffentlichte am Freitag Informationen zum Bewerbungsprozess. 123 gültige Bewerbungen – von 112 Männern und elf Frauen – gingen laut ÖBAG ein.

Zusammen mit dem renommierten Personalberater Zehnder seien alle Bewerbungen nach strengen Kriterien geprüft worden. Fünf Bewerberinnen und Bewerber wurden im Anschluss zu Hearings eingeladen. Dabei sei Hlawatis Konzept „für die Zukunft der ÖBAG als das mit Abstand beste und inhaltsstärkste“ hervorgegangen.

Grafik zu den Staatsholding-Vorständen seit 1999
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

„Sowohl der Nominierungsausschuss als auch der Personalberater empfahlen Dr. Edith Hlawati als bestgeeignete Kandidatin dem Gesamtaufsichtsrat“, teilte die ÖBAG mit. Die ÖBAG steuert elf staatliche Beteiligungen im Wert von knapp 27 Mrd. Euro. Dazu gehören unter anderem der Verbund, die OMV, die TA, die Post und die Casinos Austria. Eigentümervertreter des Staates ist der Finanzminister. Derzeit führt Christine Catasta die Geschäfte der ÖBAG interimistisch.

Bericht: Ministerium bei Staatsholdingreform beraten

Hlawati soll bereits als ÖBAG-Aufsichtsratschefin gehandelt worden sein, aber aus Compliance-Gründen in letzter Sekunde abgesagt haben, hieß es im „Standard“. Hlawati hat laut „Kurier“ auch das Finanzministerium bei den Reformen der Staatsholding beraten. Davor sei sie dem Bericht der „Presse“ zufolge im Aufsichtsrat von KTM, dem Unternehmen von ÖVP-Großspender Stefan Pierer, gewesen.

Verfahrensrichter Wolfgang Pöschl schrieb in seinem Abschlussbericht zum „Ibiza“-Untersuchungsausschusses, dass eine „Verschränkung“ zwischen den Bestellungen Peter Sidlos zum Vorstand der Casinos Austria AG (CASAG) und Schmids zum ÖBAG-Alleinvorstand zwar nicht festgestellt werden konnte. Die Untersuchung habe aber „doch eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen ‚Deal‘ in Zusammenhang mit den Vorstandbestellungen ergeben“.

Der ehemalige ÖBAG-Chef Thomas Schmid.
APA/Hans Punz
Schmid trat als ÖBAG-Alleinvorstand zurück, Grund war das Bekanntwerden kompromittierender Chats

Scharfe Kritik der Opposition

Kritik an der Bestellung Hlawatis kam von der Opposition. Der FPÖ-Fraktionsleiter im „Ibiza“-U-Ausschuss, Christian Hafenecker, sprach von einem „abgekarteten Spiel“. „Offenbar hat die türkise Kamarilla aus dem Debakel rund um die Berufung des Thomas Schmid nichts gelernt und einmal mehr ein Mitglied der ‚türkisen Familie‘ zum Chef der Milliardenholding gemacht“, so Hafenecker.

„Die Optik ist leider wieder einmal keine gute, ein Neustart sieht anders aus“, kritisierte auch NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos. „Die Intransparenz beim Auswahlverfahren schadet nicht nur dem Unternehmen, sondern auch Edith Hlawati, die sicher eine kompetente Führungskraft ist, die sich jetzt aber damit herumschlagen muss, dass ihr nachgesagt wird, zur ,türkisen Familie’ zu gehören, und ihre Bestellung wieder einmal als ausgemachte Sache erscheint.“

SPÖ-Klubvizechef Jörg Leichtfried zeigte sich wenig überrascht über die Bestellung Hlawatis. Nach dem „Debakel“ um Schmid, „der als Teil der türkisen Familie von Kanzler Kurz auf den ÖBAG-Sessel gehievt wurde, wäre jetzt eine absolut transparente Bestellung notwendig gewesen“, bei der die industriepolitische Erfahrung der Bewerberinnen und Bewerber eine zentrale Voraussetzung sein hätte müssen. Nun habe es aber erneut „eine von der ÖVP dirigierte und vorher abgemachte Bestellung“ gegeben, was dem Ansehen der ÖBAG absolut nicht guttue, so Leichtfried. Auch der von Fachleuten geforderte Zweiervorstand fehle.