Zahlreiche Autos im Stau bei der Grenze zum US-Bundesstaat Texas
Reuters/Adrees Latif
Schon über 200 km/h

Zehntausende fliehen vor Hurrikan „Ida“

In den USA hat Hurrikan „Ida“ Zehntausende Menschen zum Verlassen der Küste am Golf von Mexiko gezwungen. Der Sturm gewann in der Nacht auf Sonntag (Ortszeit) weiter an Kraft und wurde zu einem Hurrikan der Kategorie vier hinaufgestuft, bevor das Zentrum des Sturms am Sonntag auf Land traf. Der Gouverneur des US-Bundesstaats Louisiana warnte davor, dass „Ida“ einer der stärksten Stürme seit 1850 werden könnte.

Der Wirbelsturm sei südwestlich der Stadt New Orleans bei Port Fourchon auf die Küste getroffen, wie das National Hurricane Center (NHC) in Miami am Sonntagmittag (Ortszeit) erklärte. Der Wirbelsturm habe beim Erreichen der Küste maximale Windgeschwindigkeiten von rund 240 Kilometern pro Stunde erreicht.

Ein Hurrikan dieser Stärke verursacht dem NHC zufolge in der Regel an Land „katastrophale Zerstörung“. Das NHC warnt zudem vor einer sehr hohen Flutwelle in der Region und massiven Regenfällen, die zu Überschwemmungen führen werden. Die Behörden ordneten bereits eine weitreichende Evakuierung niedrig gelegener und küstennaher Gebiete an. Auf den Autobahnen bildeten sich lange Staus, an einigen Tankstellen konnten Anrainer und Urlauber kein Benzin mehr tanken.

Gouverneur John Bel Edwards aktivierte die Nationalgarde mit bis zu 5.000 Soldaten und forderte alle Menschen auf, sich vor der Ankunft des Sturms in Sicherheit zu bringen. Finden Sie den sichersten Platz in Ihrem Haus, überstehen Sie den Sturm und bleiben Sie dort, bis der Sturm abzieht", schrieb er auf Twitter. Das NHC warnte, der Bundesstaat und auch die Stadt New Orleans müssten mit heftigem Regen, einer „lebensgefährlichen Sturmflut“, katastrophalen Windböen und lang anhaltenden Stromausfällen rechnen.

Auf den Tag genau 16 Jahre nach „Katrina“

Die Ankunft des Hurrikans ist auf den Tag genau 16 Jahre nach der Ankunft des verheerenden Hurrikans „Katrina“, der in und um New Orleans katastrophale Schäden und Überschwemmungen verursacht hatte. Damals kamen rund 1.800 Menschen ums Leben. Seither wurden in der Region Milliarden in den Hochwasserschutz investiert. Gouverneur Edwards warnte am Samstag, „Ida“ werde beim Auftreffen auf Louisiana einer der stärksten Stürme seit 1850 sein. Alle Bürger müssten an einem sicheren Ort sein.

Satellitenbild zeigt die Wirbelstürme Ida und Nora
AP/NOAA
Der Hurrikan gewann vor seiner Ankunft in den USA deutlich an Geschwindigkeit

US-Präsident Joe Biden ließ sich am Samstag von der Katastrophenschutzbehörde FEMA zu dem Sturm unterrichten. Die FEMA habe bereits 500 Einsatzkräfte sowie 1,6 Millionen Liter Trinkwasser, eine Million Mahlzeiten und Generatoren in die Region gebracht, so das Weiße Haus. Die Küstenwache brachte für Rettungseinsätze 18 Hubschrauber und zahlreiche Boote in Stellung. Der Flughafen New Orleans strich für Sonntag alle geplanten Flüge. Der öffentliche Nahverkehr in der Stadt wurde schon am Samstagabend eingestellt.

Hurrikan „Ida“ steuert auf New Orleans zu

Hurrikan „Ida“ zwingt Zehntausende Menschen zum Verlassen der Küste am Golf von Mexiko. Der Sturm gewann in der Nacht auf Sonntag weiter an Kraft.

„Direkte Bedrohung“ für New Orleans

„Hurrikan ‚Ida‘ stellt eine direkte Bedrohung für die Menschen in New Orleans dar“, warnte Bürgermeisterin LaToya Cantrell. Wegen des schnell herannahenden Sturms habe es keine Zeit mehr gegeben, eine Pflichtevakuierung der ganzen Stadt anzuordnen. Sie ordnete daher nur die Evakuierung besonders gefährdeter Gebiete an, die außerhalb der Dämme liegen.

Männer bringen Holzplatten vor ihrem Geschäft an
Reuters/Marco Bello
In New Orleans bereitete man sich auf die Ankunft des Sturms vor

Neben direkter Sturmschäden fürchtet die Metropole auch Überschwemmungen durch heftigen Regen und Sturmfluten. New Orleans ist fast gänzlich von Wasser umgeben – im Norden liegt Lake Pontchartrain, im Osten Lake Borgne, im Süden gibt es die Feuchtgebiete entlang der Mississipi-Mündung.

An Teilen der Küste Louisianas, westlich von New Orleans, sei mit einer „lebensgefährlichen“ Sturmflut von bis zu 4,5 Metern Höhe zu rechnen, warnte das NHC. Am Lake Borgne sei mit gut drei Metern zu rechnen, am Lake Pontchartrain mit gut zwei Metern. Auch für den Westen des Nachbarstaats Mississippi galten Flutwarnungen.

Spitäler können wegen Pandemie nicht evakuiert werden

Gouverneur Edwards sagte, küstennahe Krankenhäuser könnten trotz des Hurrikans nicht evakuiert werden, weil es zu viele CoV-Patienten gebe. Derzeit würden in dem Staat mit 4,6 Millionen Einwohnern 2.450 Patienten wegen Covid-19 stationär behandelt, sagte er. Es gebe in Louisiana und den angrenzenden Bundesstaaten keine Kapazitäten mehr, um zusätzliche Patienten aufzunehmen. Für die Einrichtungen seien trotz Generatoren lang anhaltende Stromausfälle infolge des Hurrikans eine große Gefahr.

Überflutete Straße nach Starkregen in Pass Christian, Missouri
AP/The Gazebo Gazette/Hunter Dawkins
Schon seit Tagen gibt es in der Region starke Regenfälle, wie hier im US-Bundesstaat Mississippi

Der Staat habe rund 10.000 Arbeiter mobilisiert, um die Stromversorgung schnell wieder herzustellen, so Edwards. Louisiana und die benachbarten Bundesstaaten befinden sich inmitten einer dramatischen Coronavirus-Welle.

„Nora“ sorgt für Schäden in Mexiko

Im Pazifik traf unterdessen Hurrikan „Nora“ auf Land in Mexiko und verursachte dort Überschwemmungen und Schäden. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h zog er über die Küste des Bundesstaats Jalisco. Einige Gemeinden waren zuvor bereits evakuiert worden.

Das NHC sagte schweren Regen für einen mehr als 1.500 Kilometer langen Abschnitt der mexikanischen Westküste sowie auf der Halbinsel Baja California voraus. Dieser werde wahrscheinlich lebensbedrohliche Sturzfluten und Erdrutsche verursachen. Der Prognose zufolge soll „Nora“ in den kommenden Tagen, vorerst weiterhin als Hurrikan der Stufe eins, Richtung Norden parallel zur Küste über den Golf von Kalifornien ziehen.

„Ida“ sollte sich erst über Land abschwächen und am Montag nordöstlich nach Mississippi und Tennessee weiterziehen. Der Wirbelsturm war am Freitag als Hurrikan der Stufe eins über den Westen Kubas hinweggezogen. Dort verursachte „Ida“ nach Berichten staatlicher Medien Stromausfälle und Schäden.

Höhere Meerestemperaturen führen zu mehr Niederschlag

Die Auswirkungen der Klimakrise auf die Häufigkeit von Stürmen sind noch unklar, schreibt die BBC. Fest stehe, dass höhere Meeresoberflächentemperaturen die Luft darüber erwärmen und mehr Energie für Hurrikans, Zyklone und Taifune zur Verfügung stellen. Infolgedessen sind diese Stürme oft intensiver und bringen extremere Niederschläge.