starker Regen durch Hurrikan Ida in New Orleans, Louisiana.
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Hurrikan „Ida“

New Orleans ohne Strom

Im US-Bundesstaat Louisiana sind über eine Million Menschen ohne Strom, nachdem der Hurrikan „Ida“ über den Bundesstaat gezogen ist. Im Großraum New Orleans sei in der Nacht auf Montag die Stromversorgung komplett zusammengebrochen, teilte der Energieversorger Entergy Louisiana mit. Und während ein Todesfall gemeldet wurde, zeichnen sich bereits erhebliche Schäden ab.

In der Gemeinde Prairieville sei ein 60-jähriger Mann von einem umstürzenden Baum tödlich verletzt worden, teilte das örtliche Sheriffbüro in der Nacht auf Montag mit. Beim Eintreffen der Polizei hätten die Beamten nur noch den Tod feststellen können – weitere Details gibt es noch nicht. Der Ort liegt südöstlich von Baton Rouge, der Hauptstadt Louisianas.

Auch in der Großstadt New Orleans fiel der Strom komplett aus, wie die städtische Einsatzzentrale mitteilte. „Der einzige Strom in der Stadt kommt von Generatoren“, hieß es. In New Orleans leben knapp 400.000 Menschen. Es sei nicht damit zu rechnen, dass die Versorgung in Kürze wiederhergestellt werden könne, teilte Entergy mit. Der Hurrikan habe alle acht für die Stromversorgung der Stadt zuständigen Leitungen beschädigt.

Ein Teil eines abgerissenen Daches auf einer Straße in New Orleans.
AP/Eric Gay
Ein Teil eines abgerissenen Daches auf einer Straße in New Orleans

Erste Berichte über schwere Schäden

Auf Fotos und Videos waren enorme Überflutungen und Schäden durch den Hurrikan zu sehen. Örtliche Medien berichteten von zerstörten Häusern, überfluteten Straßen und umgeknickten Bäumen und Strommasten. Im Ort Galliano habe der Sturm Teile des Daches eines Krankenhauses weggerissen – hier sei aber niemand verletzt worden, hieß es.

Besonders betroffen waren niedrig liegende Gebiete südwestlich von New Orleans, für die es zuvor zumeist Evakuierungsanordnungen gegeben hatte. Auch aus der weiter nördlich gelegenen Kleinstadt Houma mit rund 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, die direkt auf dem Pfad des Sturms lag, kamen erste Berichte über schwere Schäden.

Karte zeigt Hurrikan „Ida“
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: NOAA

Mississippi floss stundenlang flussaufwärts

„Ida“ verursachte an einigen Teilen der Küste eine meterhohe Sturmflut. Wie US-Medien berichteten, war die Wucht des ankommenden Wassers so stark, dass das Wasser im Süden von New Orleans im Mississippi Messungen zufolge rund drei Stunden flussaufwärts floss. Meteorologen warnten zudem, dass die von „Ida“ ausgelösten ungewöhnlich starken Regenfälle weitere Überschwemmungen verursachen könnten. Rettungsdienste stellten in dem Gebiet aus Sicherheitsgründen bis Montag die Arbeit ein.

Leere Straßen in New Orleans, Louisiana.
APA/AFP/Getty Images/Brandon Bell
Die Straßen in New Orleans sind menschenleer

Zu Tropensturm herabgestuft – Warnungen bleiben

Als „extrem gefährlicher Hurrikan“ der Stufe vier war „Ida“ Sonntagmittag (Ortszeit) auf Land getroffen. Das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) in Miami warnte vor heftigem Regen, einer „lebensgefährlichen Sturmflut“ und katastrophalen Windböen. Der Wirbelsturm habe beim Erreichen der Küste Windgeschwindigkeiten von rund 240 km/h mit sich gebracht.

Rund 16 Stunden später stufte das NHC den Sturm zunächst auf Stufe zwei (von fünf) und wenig später auf Stufe eins herab. Der Wirbelsturm bringe nunmehr maximal anhaltende Windgeschwindigkeiten von etwa 150 km/h und noch heftigere Böen mit sich, teilte das NHC in Miami mit. In weiterer Folge wurde „Ida“ zu einem Tropensturm herabgestuft.

Die Behörde warnte weiter vor „katastrophalen Sturmfluten“, orkanartigen Winden sowie Sturzfluten. Der Sturm zog nur langsam über Land, weswegen die Orte auf seinem Pfad längere Zeit extremen Winden und heftigen Regenfällen ausgesetzt waren. Expertinnen und Experten befürchteten daher große Schäden.

Auf den Tag genau 16 Jahre nach „Katrina“

„Ida“ traf in Louisiana auf den Tag genau 16 Jahre nach der Ankunft des verheerenden Hurrikans „Katrina“ auf Land. „Katrina“ hatte in und um New Orleans katastrophale Schäden und Überschwemmungen verursacht. Damals kamen rund 1.800 Menschen ums Leben. Seither wurden in der Region allerdings Milliarden Dollar in den Hochwasserschutz investiert.

US-Präsident Joe Biden besuchte am Sonntag wegen des Sturms die Zentrale der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA in Washington. „Das wird ein zerstörerischer Hurrikan, ein lebensbedrohlicher Sturm“, warnte Biden. „An die Menschen der Golfküste: Ich will, dass Sie wissen: Wir beten für den besten Ausgang und bereiten uns auf das Schlimmste vor.“ Biden versprach den Menschen die Unterstützung der Regierung. „Sobald der Sturm vorübergezogen sein wird, werden wir die ganze Macht dieses Landes für Rettung und Wiederaufbau einsetzen“, sagte Biden.

Beschädigte Autos und eine zum Teil eingestürztes Gebäude im Südwesten von New Orleans.
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Im Südwesten von New Orleans zeigen sich erste Schäden

Gouverneur: Schadensausmaß wird sich erst zeigen

Louisianas Gouverneur John Bel Edwards warnte, das wahre Ausmaß der Zerstörung werde in dem Bundesstaat erst im Laufe des Tages ersichtlich werden, sobald der Sturm in nordöstlicher Richtung abgezogen sei und Rettungs- und Bergungseinsätze beginnen könnten. Edwards erklärte wegen des Hurrikans den Notstand, aktivierte die Nationalgarde mit rund 5.000 Soldatinnen und Soldaten und mobilisierte Hunderte Bergungsexpertinnen und -experten. Zudem standen Tausende bereit, um die Stromversorgung wiederherzustellen.

Die FEMA flog Hunderte Helferinnen und Helfer sowie Vorräte – darunter Millionen Mahlzeiten, Trinkwasser und Generatoren – in die Region. Auch Dutzende Krankenwagen und mehrere Sanitätsflugzeuge wurden bereitgestellt. Die Küstenwache stationierte zahlreiche Hubschrauber und Boote für den bevorstehenden Rettungseinsatz. Auch das US-Militär bereitete sich auf einen Hilfseinsatz vor.