Zwei Krankenbetten in einem Spitalszimmer
ORF.at/Birgit Hajek
Coronavirus

Mehr als 500 Patienten im Spital

Die vierte Pandemiewelle wirkt sich zunehmend auf die Zahl der belegten Krankenhausbetten aus. Am Dienstag benötigten bereits 510 Covid-19-Patientinnen und -Patienten eine Versorgung im Spital, 130 davon lagen auf Intensivstationen. Gleichermaßen ist die Tendenz steigend, während die Impfbereitschaft zuletzt nachließ. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kündigte unterdessen einen „sehr konkreten Plan“ für den Herbst an – viele Fragen sind offen.

Bemerkenswert ist der jüngste Zuwachs an CoV-Patienten: Insgesamt gab es binnen 24 Stunden ein Plus von 13 Prozent oder 57 Patienten im Vergleich zum Montag. Innen- und Gesundheitsministerium meldeten unterdessen 1.229 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden. Das liegt unter dem Schnitt der vergangenen sieben Tage (1.386).

Die 7-Tage-Inzidenz stieg auf 108,6 Fälle pro 100.000 Einwohner (Stand: Montag, 14.00 Uhr). Am Dienstag gab es in Österreich 15.203 bestätigte aktive Fälle, 98 mehr als am Montag. Im Krankenhaus liegen derzeit 510 Personen, das sind um 112 mehr als noch vor einer Woche. 130 Menschen werden auf Intensivstationen betreut, acht mehr als am Montag und 46 mehr als Dienstag letzter Woche.

130 CoV-Patienten auf Intensivstationen

In den Krankehäusern Österreichs werden aktuell 510 Personen mit Covid-19-Diagnose behandelt,

Vierte Welle früher als zweite Welle

Die vierte Welle nimmt deutlich früher an Fahrt auf als die zweite Welle im vergangenen Herbst. Das zeigt auch der Blick auf die Statistik. Vor exakt einem Jahr wurden 272 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Am 31. August 2020 lagen 154 Covid-19-Patienten und -Patientinnen in Spitälern. Von ihnen benötigten 31 intensivmedizinische Versorgung.

Laut dem Kärntner Intensivbettenkoordinator Rudolf Likar ist die Lage auf den Intensivstationen des Bundeslandes derzeit wie im November 2020. Acht Covid-19-Patienten liegen auf Intensivstationen, Operationen werden teilweise wieder verschoben. Durch Unfälle in Verkehr und Freizeit sind ohnehin bereits die Intensivbetten belegt. „Es ist schlimmer, als wir gedacht haben“, sagte Likar – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

25 zusätzliche Kinderintensivbetten in Wien

Wegen der Delta-Variante stockt indessen Wien bei den Intensivbetten für Kinder auf. 25 zusätzliche Betten sollen im Herbst zur Verfügung stehen, bestätigte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) mehrere Medienberichte – mehr dazu in wien.ORF.at.

Gegen einen schweren Verlauf helfen Schutzimpfungen, doch die Impfbereitschaft in der Bevölkerung nimmt ab. Gerade einmal 7.965 Impfungen wurden am Montag durchgeführt. Oberösterreich versuchte herauszufinden, woran die nachlassende Impfbereitschaft liegt und wie viele Ungeimpfte sich überhaupt noch impfen lassen wollen. Ersten Ergebnissen zufolge zeigen nur noch sieben Prozent der Befragten, die noch nicht geimpft sind, überhaupt Interesse an einer Impfung – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Insgesamt haben laut den Daten des E-Impfpasses 5.495.287 Menschen zumindest eine Teilimpfung erhalten: Das sind 61,5 Prozent der Bevölkerung. 5.196.075 und somit 58,2 Prozent der Österreicher sind bereits grundimmunisiert.

Bund berät demnächst mit Ländern

Nach den Sommerferien will sich nun auch die Politik wieder verstärkt der Pandemie annehmen. Vermutlich kommende Woche ist ein Comeback der Bund-Länder-Treffen unter Einbindung von Expertinnen und Experten vorgesehen. Ob es da schon zu weitgehenderen Maßnahmen kommt, ist offen.

Gesundheitsminister Mückstein sprach am Dienstag von einem „sehr konkreten Plan“, den man vorlegen wolle – Details oder ein Datum wurden nicht genannt. Mit der aktuellen Impfrate zeigte er sich „nicht zufrieden“. Daher seien weitere niederschwellige Impfangebote geplant. Daneben sei die Vermeidung von Schließungen das allererste Ziel, wie Mückstein sagte.

Wie der APA aus Landeshauptleutebüros bestätigt wurde, wurde seitens des Bundes bereits wegen der Terminfindung für Treffen angefragt. Das Prozedere soll dem vor dem Sommer ähneln. Die Regierung bringt Vorschläge, die Länder sollen ihre Meinung dazu kundtun. Zusätzlich werden Fachleute ihre Expertise abgeben. Danach wird die Öffentlichkeit informiert.

Strengere Maßnahmen?

Die zuständige Taskforce mit Vertretern mehrerer Ministerien und der Länder hatte sich in der Regel im Sommer wöchentlich auf Beamtenebene ausgetauscht und wird wohl auch für kommende Woche konkretere Vorschläge erörtern. An sich käme man mit einer Verlängerung der entsprechenden Verordnungen bis Ende September aus. Doch die steigenden Infektionszahlen und insbesondere der rasche Anstieg bei den Hospitalisierungen könnten durchaus zu strengeren Maßnahmen führen.

In Diskussion ist etwa eine Ausdehnung der Maskenpflicht auf weitere Innenräume, wie sie in Wien auch über den Sommer gegolten hat – etwa in Kinos und im Handel. Auch eine Verkürzung der Gültigkeit von Tests ist eine nicht unwahrscheinliche Maßnahme.

Kurz schloss Lockdown zuletzt aus

Um den Impffortschritt voranzutreiben, wird kontroversiell über eine „1-G-“ und „2-G-Regel“ diskutiert. Erster Anwärter dafür ist wohl die Nachtgastronomie, für die dann Tests keine Eintrittskarte mehr wären. Selbst Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat diese Option zuletzt öffentlich erwogen. Dabei ist die Volkspartei dem Vernehmen nach bereit, deutlich höhere Infektionszahlen ohne rigide Gegenmaßnahmen zuzulassen als der Gesundheitsminister.

Ein Lockdown, wie ihn zuletzt die Virologin und Regierungsberaterin Dorothee von Laer prophezeit hatte, wird in Regierungskreisen fast ausgeschlossen, sollte die Entwicklung nicht katastrophal sein.

Opposition: „Aufschieben muss endlich vorbei sein“

Der Opposition gehen die Bemühungen der Regierung jedenfalls nicht schnell genug. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch sieht ein „katastrophales Corona-Management und Impfversagen der Regierung“, für das Kanzler Kurz hauptverantwortlich sei. Seitens NEOS meinte Gesundheitssprecher Gerald Loacker: „Das Aufschieben konkreter Pläne für den Herbst muss nun endlich vorbei sein.“ Die Menschen verdienten Klarheit, wie es in den kommenden Monaten weitergehen werde.