Als weltweit erstes großes Industrieland beschneidet Südkorea die Marktmacht der beiden US-Internetriesen Apple und Google auf dem Feld der Apps und Spiele: Das südkoreanische Parlament beschloss heute ein Gesetz, wonach der Zwang für Entwickler zu einer vom Unternehmen vorgegebenen Bezahlmethode illegal ist. Diese Regel wird auch in vielen anderen Ländern kritisiert – etwa in den USA und in der Europäischen Union.
Die beiden Onlinegiganten lassen auf ihren Mobilgeräten Downloads von Apps und Spielen nur aus dem eigenen Store zu. Als Bezahlmethode schreiben sie dabei das eigene Bezahlsystem vor oder wollen das demnächst tun; Apple zieht zudem bis zu 30 Prozent der Einnahmen der App-Anbieter als Gebühr ein.
„Gesetz schafft mit Sicherheit Präzedenzfall“
Das Gesetz zur Begrenzung dieser Marktmacht wurde einstimmig angenommen: 180 Abgeordnete stimmten dafür, niemand dagegen. Nutzerinnen und Nutzer können künftig also selbst wählen, wie sie eine App oder ein Spiel bezahlen.
„Dieses Gesetz schafft mit Sicherheit einen Präzedenzfall für andere Länder und auch für Entwickler von Apps und andere Inhalte auf der ganzen Welt“, sagte Kang Ki Hwan vom südkoreanischen Unternehmensverband Mobile Internet. In Südkorea läuft das Gesetz unter dem Namen „Anti-Google-Gesetz“, da Google noch in diesem Jahr das eigene Bezahlsystem vorschreiben will sowie eine Entwicklergebühr von 30 Prozent ab einer bestimmten Schwelle plant.
In Südkorea will der Konzern zudem ab Oktober Gebühren auf alle Zahlungen erheben – bisher galt eine Ausnahme: Gebühren wurden nur für die Zahlung von Onlinespielen erhoben. Die geplante Änderung sorgte in Südkorea für einen Aufstand bei Künstlerinnen und Entwicklern, Schriftstellerinnen und Comicautoren, die Google Machtmissbrauch vorwarfen. Apple und Google verteidigen die Regeln für ihre Stores als gerechtfertigt.