Virginia begnadigte sieben 1951 hingerichtete Schwarze

Rund 70 Jahre nach ihrer Hinrichtung hat der US-Bundesstaat Virginia sieben wegen Vergewaltigung verurteilte schwarze Männer postum begnadigt. Damit werde zwar nicht die Schuldfrage geklärt, teilte der Gouverneur von Virginia, Ralph Northam, gestern mit.

Es werde aber festgestellt, dass die Männer ohne angemessenes Gerichtsverfahren verurteilt worden seien, die Todesurteile seien rassistisch motiviert gewesen. „Hier geht es darum, Unrecht zu korrigieren.“

Weißes Opfer, weiße Geschworene

Der Fall ist als „Martinsville Seven“ in den USA bekannt. Die größtenteils jungen Männer sollen 1949 eine weiße Frau in Martinsville vergewaltigt haben. Die Angeklagten seien von Geschworenen verurteilt worden, bei denen es sich ausschließlich um weiße Männern gehandelt habe, so der Gouverneur.

Einige der Angeklagten seien zum Zeitpunkt der Festnahme beeinträchtigt oder nicht in der Lage gewesen, die von ihnen unterzeichneten Geständnisse zu lesen. Einige der Hingerichteten seien Analphabeten gewesen. Keiner habe während des Verhörs einen Anwalt dabei gehabt. Über die Schuld oder Unschuld der sieben Männern wurde auch nach ihrer Hinrichtung viel spekuliert – was damals wirklich passierte, konnte nie vollständig geklärt werden.

Nur Schwarze für Vergewaltigung hingerichtet

Es sei „unbestreitbar“, dass bei der Identifizierung der angeblichen Täter, ihrer Verurteilung und dem Strafmaß die Hautfarbe der Angeklagten eine wichtige Rolle gespielt habe, sagte Northam. Alle Menschen aber verdienten ein „Strafrechtssystem, das fair und gleichberechtigt ist“.

Alle sieben Männer wurden 1951 innerhalb weniger Tage auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Es handle sich um die größte Gruppenhinrichtung für ein Verbrechen mit einem Opfer in der Geschichte Virginias und wohl auch in den USA, hieß es in der Begnadigung. Damals stand auf Vergewaltigung die Todesstrafe. Später urteilte der Oberste Gerichtshof, dass die Verhängung der Todesstrafe für Vergewaltigung unverhältnismäßig sei. Nach Angaben von Northams Büro waren alle 45 Häftlinge, die zwischen 1908 und 1951 in Virginia wegen Vergewaltigung hingerichtet wurden, Schwarze. Der Bundesstaat hat die Todesstrafe im März abgeschafft.