Rotes Kreuz ruft zu mehr Solidarität auf

Das Rote Kreuz hat heute mehr Solidarität in der Krisenbewältigung und eine bessere Katastrophenvorsorge von der Bundesregierung gefordert. Außerdem warnte Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer vor einer Spaltung der Gesellschaft durch die Pandemie.

„Wir brauchen ein neues Miteinander, um die Gräben zu überbrücken. Gerade jetzt sind Solidarität und Verständnis bitter nötig“, appellierte er an die Bevölkerung. Es brauche „mehr Mut und weniger Wut“, sagte Schöpfer.

Durch die Pandemie geraten auch mehr Menschen in Not. Im Vorjahr waren über 1,5 Millionen Menschen in Österreich armuts- und ausgrenzungsgefährdet. „Wir befürchten in den kommenden Monaten und Jahren eine weitere Verschärfung und sehen bereits jetzt steigenden Hilfsbedarf“, sagte der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Michael Opriesnig. Bereits fast jedes fünfte Kind ist von Armut betroffen oder gefährdet.

Systeme an der Grenze

„Bildung ist und bleibt das wirksamste Mittel gegen Armut“, sagte der Generalsekretär. Auch die psychischen Folgen der Pandemie für die Bevölkerung sind noch unklar. „Wir rechnen damit, dass die psychischen Störungen und Probleme ansteigen werden, die Systeme stoßen an ihre Grenzen“, sagte Barbara Juen, Leiterin der Psychosozialen Dienste des Roten Kreuzes.

Die Pandemie habe auch gezeigt, dass Österreich institutionell nicht für große Gesundheitskrisen gerüstet ist, sagte Opriesnig. So ist es beispielsweise bereits seit Beginn der Krise schwierig, einheitliche Zahlen zu bekommen, erläuterte er.

„Auch das zählt zu einer guten Katastrophenvorsorge, hier muss Österreich nachbessern“, forderte der Generalsekretär. Doch auch jeder Einzelne könne und müsse Vorsorge treffen, sagte Schöpfer. Bezüglich der Pandemie gehört dazu, sich impfen zu lassen, „es gibt nun einmal keinen anderen Ausweg aus der Pandemie“.

„Kampagne über Sommer relativ ruhig“

Für eine gute Pandemiebewältigung ist auch eine gute öffentliche Kommunikation erforderlich. „Dazu gehört ein vernünftiger Umgang mit Fakten und eine gute Bereitschaft zum Dialog und zur Debatte. Das ist in den vergangenen eineinhalb Jahren ein wenig abgegangen“, kritisierte Opriesnig.

Im Juli hatte das Rote Kreuz die Impfkampagne der Regierung übergeben. „Die Kampagne war über den Sommer relativ ruhig“, man hätte die Zeit „auch besser nützen können“, sagte Opriesnig. Der Zug sei aber „noch nicht ganz abgefahren“. Nun brauche es keine breitflächige Kommunikation, sondern eine zielgruppengerichtete.