Debatte über Rücklagen der Wirtschaftskammer

Auch in der CoV-Pandemie haben sich die Rücklagen der Wirtschaftskammer kaum reduziert. Das lag auch daran, dass die Kammerumlagen während der Lockdowns nicht ausgesetzt, sondern gestundet wurden. Kritik an den hohen Rücklagen kam heute von der Vorsitzenden der Grünen Wirtschaft, Sabine Jungwirth.

„Vor allem die aus den Grundumlagen finanzierten Fachgruppen und -verbände haben im Krisenjahr enorme Geldmengen gebunkert.“ Die Wiener Wirtschaftskammer horte Rücklagen von 250 Prozent ihrer jährlichen Einnahmen und die Salzburger von 241 Prozent – und in der WK NÖ sollen sich die Reserven gar auf 436 Prozent belaufen.

Insgesamt beliefen sich Kapital- und Gewinnrücklagen allein von Bund und Länderkammern im Saldo zuletzt auf 1,088 Milliarden Euro, davon mehr als die Hälfte in diversen Fachorganisationen. „Das ist Dagobert-Duck-Mentalität“, kritisierte Jungwirth, „die Goldspeicher sind zum Bersten voll, aber bedürftige Mitglieder müssen sich bis auf die Unterhose ausziehen.“

Unterstützungsfonds für Grüne „lächerlich“ dotiert

In den Gremialsitzungen der Wirtschaftskammer-Organisationen werde stets behauptet, dass mindestens ein Jahresbudget an Rücklage vorhanden sein müsse – für den Notfall. „Was fällt in die Kategorie Notfall, wenn nicht eine massive Wirtschaftskrise“, so Jungwirth.

Der WKÖ-Unterstützungsfonds sei lediglich mit 50 Mio. Euro budgetiert. „In Anbetracht der rund 1,7 Milliarden Euro Rücklagen auf der hohen Kante und der massiven Umsatzausfälle vieler Unternehmen ein lächerlicher Betrag“, so Jungwirth.

ÖVP-Wirtschaftsbund ortet „Nebelgranaten“

ÖVP-Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger wollte die Kritik nicht gelten lassen. „Von einer sogenannten ‚Wirtschaftsvertretung‘ sollte man erwarten können, dass bei der Betrachtung des Eigenkapitals zwischen in Liegenschaften steckendem Vermögen, zweckgebundenen und frei verfügbaren Rücklagen unterschieden wird. Die Grüne Wirtschaft versucht hier mit Nebelgranaten vom eigenen wirtschaftlichen Unvermögen abzulenken.“

Aus der Wirtschaftskammer hieß es, die Finanzen spiegelten die Pandemie wider. „Trotz rückläufiger Einnahmen hat die WKÖ die Mitglieder im Rekordausmaß durch Serviceleistungen unterstützt. (…) Die Mehraufwendungen haben dazu geführt, dass in der WKÖ mehr als 80 Mio. Euro an Rücklagen aufgelöst werden mussten“, so die Kammer.

Sie rechnete vor: „Die Kammerrücklagen betragen rund 600 Mio. Euro und damit etwas mehr als 1.000 Euro pro Mitglied.“