Sassoli für „gerechte“ Umverteilung afghanischer Flüchtlinge

EU-Parlamentspräsident David Sassoli hat sich für eine „gerechte Umverteilung“ afghanischer Flüchtlinge in Europa unter Aufsicht der EU-Kommission ausgesprochen. „In einem großen geografischen Raum mit 450 Millionen Bürgern ist es möglich, dass man nicht in der Lage ist, einigen Zehntausenden Menschen in Schwierigkeiten Schutz zu gewähren?“, fragte Sassoli im Interview mit der Tageszeitung „La Repubblica“.

Zur Forderung der Taliban an Italien, die Regierung anzuerkennen, sagte Sassoli, dass man verstehen müsse, wohin die neuen Machthaber Afghanistans wollen. „Ich hoffe, dass jede Initiative der einzelnen Regierungen in der EU auf europäischer Ebene abgestimmt wird“, so der Italiener.

Sassoli: EU darf „nicht wegschauen“

Die Möglichkeit eines Dialogs mit den Taliban zur Öffnung humanitärer Korridore schloss Sassoli nicht aus. „Wenn die neuen afghanischen Behörden entsprechende Signale aussenden, werden wir nicht zurückweichen.“ Für den Aufbau humanitärer Korridore brauche man aber die Zustimmung der neuen Regierung in Kabul.

David Sassoli
APA/AFP/Frederick Florin

Zur viel zitierten „Hilfe vor Ort“ sagte der EU-Parlamentspräsident, dass man sich in der humanitären Krise nicht nur um die Nachbarländer kümmern könne. „Was den militärischen Aspekt betrifft, so müssen wir das Debakel zur Kenntnis nehmen und unsere gemeinsame Verteidigungs- und schnelle Interventionsfähigkeit verbessern. Wenn die EU ein Global Player sein will, darf sie nicht wegschauen“, so Sassoli.