Königin Queen Elizabeth
Reuters/Chris Jackson
Operation „Unicorn“

Der Ablauf bis zum Begräbnis

Mit dem Tod von Queen Elizabeth II. (96) ist das Protokoll in Kraft getreten, das im Fall des Todes von Elizabeth II. den weiteren Ablauf bis zum Begräbnis regelt. Britischen Medien zufolge ist es kein Geheimnis, dass der „Geheimplan“ dafür den Codenamen „London Bridge“ trägt. Laut BBC wurden unter dem Codenamen „Operation Unicorn“ (Einhorn) allerdings besondere Vorkehrungen für den Fall getroffen, sollte die Queen während ihres Aufenthalts in Schottland sterben.

Es handelt sich somit um ein auf den Namen des schottischen Wappentiers getauftes Protokoll. Die Zeitung „The Herald“ berichtete, dass der Begriff „Operation Unicorn“ erstmals 2017 in Dokumenten des Parlaments in Edinburgh verwendet wurde, als man sich vorstellte, dass eine große Zahl von Menschen nach Schottland kommen würde, wenn die Monarchin dort sterben würde.

Unter anderem sieht „Operation Unicorn“ vor, dass die parlamentarische Arbeit sofort unterbrochen wird, die Politikerinnen und Politiker einen Kondolenzantrag vorbereiten und sich auf ein Staatsbegräbnis vorbereiten. „Wenn die Königin in Schottland stirbt, wird ihr Leichnam in Holyroodhouse aufgebahrt und ihr Sarg anschließend in die Kathedrale auf der Royal Mile (in Edinburgh) gebracht“, wie „The Herald“ dazu weiter berichtete.

Auch „London Bridge“ aktiviert

Gleichzeitig sind aber auch schon einige Punkte von Operation „London Bridge“ aktiviert worden, heißt es dazu bei der BBC. So soll etwa in der Früh ein eigenes Gremium Thronfolger Prinz Charles zum neuen König erklären. Bereits bekannt ist in diesem Zusammenhang, dass er den Namen Charles III. führen wird.

Entstanden ist die Operation „London Bridge“ bereits in den 60er Jahren. Seit der Jahrtausendwende wurde der Plan mehrmals im Jahr überarbeitet, beteiligt sind daran sämtliche involvierte Akteurinnen und Akteure, angefangen von der Regierung über Polizei und Armee bis hin zu Medien.

Am Anfang der umfangreichen Operation steht die britische Regierungsspitze, in diesem Fall die neue Premierministerin Lizz Truss. Sie wurde gemäß den Plänen telefonisch über den Tod der Queen informiert, mit dem Satz „London Bridge is down“ (in etwa: „Die London Bridge ist gefallen“). Intern wird dieser Tag „D-Day“ genannt, die folgenden Tage „D+1“, „D+2“ und so weiter bezeichnet.

Königin Queen Elizabeth und ihre Garde
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Elizabeth II. war 1952 zur Königin gekrönt worden

In weiterer Folge wurde die Nachricht auch an Minister, Ministerinnen und Beamtenschaft weitergeleitet. Der Wortlaut in der E-Mail ist genau geregelt: „Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit großer Trauer informiere ich Sie über den Tod Ihrer Majestät der Königin.“ Innerhalb von zehn Minuten nach Erhalt des Schreibens sollten die Flaggen der Regierungsgebäude in London bereits auf Halbmast sein, so der Plan.

Auch soziale Netzwerke genau geregelt

Operation „London Bridge“ geht mit der Zeit: Auch der Plan für die Auftritte der Royals sowie der Regierung in sozialen Netzwerken ist genau geregelt. Die Website der königlichen Familie sollte schwarz eingefärbt werden, das Regierungsportal bekam ein schwarzes Banner verpasst – wie auch die Auftritte bei Twitter und Co. Nur dringende Inhalte dürfen in dieser Zeit veröffentlicht werden – Retweets sind ausdrücklich verboten, Ausnahmen müssen genehmigt werden.

Schon länger bekannt ist, dass auch das Radio sein Programm sofort umstellt: Mit einem Warnlicht wurden die Radio-DJs über ein tragisches Ereignis informiert – bis zur Nachrichtensendung darf dann nur noch „harmlose“ Musik gespielt werden, schreibt der „Guardian“. Bei jedem Sender gebe es vorbereitete Playlists namens „Mood 2 (traurig)“ und „Mood 1 (am traurigsten)“ für derartige Fälle. „Wenn Sie jemals Haunted Dancehall (Nursery Remix) von Sabres of Paradise untertags in Radio 1 hören, schalten Sie den Fernseher ein“, sagte der Radioproduzent Chris Price bereits 2011.

Nachrichtenagenturen, allen voran die britische Press Association (PA), wurden über den Tod informiert. Zu diesem Zeitpunkt sollte ein Bediensteter der Queen in Trauerflor einen Hinweis an dem Tor des Buckingham Palace anbringen, so der „Guardian“.

Begräbnis zehn Tage nach dem „D-Day“

Das Begräbnis der Königin wird, so will es Operation „London Bridge“, zehn Tage nach dem „D-Day“ stattfinden. Schon am Nachmittag des ersten Tages nach dem Tod der Queen („D+1“) wird die Regierung zur Audienz beim neuen König Charles erscheinen. „Ministern wird gesagt, dass sie ihre Partnerinnen und Partner nicht mitnehmen sollen“, so „Politico“.

Die folgenden Tage stehen ganz im Zeichen der Aufbahrung und des Begräbnisses. Der Sarg der Queen soll 23 Stunden pro Tag öffentlich in Westminster Hall zugänglich sein. Bestimmte VIPs erhalten Tickets, um einen gewissen Zeitslot gesichert in Anspruch nehmen zu können.

Möglicher Tourismusboom und Verkehrskollaps

Das Begräbnis dürfte zu einer enormen logistischen Herausforderung werden: Immerhin ist die Queen Staatsoberhaupt von 16 Staaten, und nicht nur Politiker aus diesen Ländern werden zu dem Anlass erscheinen. Neben Politikerinnen und Politikern sowie unzähligen Prominenten wird das wohl auch für einen spontanen Boom beim Tourismus sorgen.

Königin Queen Elizabeth bei der Krönungszeremonie 1953
APA/AFP
Die Queen bei ihrer Krönung am 2. Juni 1953

Aus dem Verkehrsressort wurde unterdessen darauf hingewiesen, dass der plötzliche „Run“ auf London die Stadt zum Stillstand bringen könnte. Die Stadt wäre zum ersten Mal in der Geschichte „voll“, Straßen, Unterkünfte, öffentlicher Verkehr, Lebensmittel- und Gesundheitsversorgung könnten weit über ihre Belastungsgrenzen geraten, so die Warnung.

Das Staatsbegräbnis am „D+10“ wird in der Westminster Abbey stattfinden. Zu Mittag sind zwei landesweite Schweigeminuten geplant, Prozessionen gibt es in London und Windsor. Nach einer Trauerfeier in Windsor wird die Queen in der dortigen St.-George-Kapelle beigesetzt, wo auch ihr im April verstorbener Mann Prinz Philip begraben liegt – und ihr Amtsvorgänger George VI.