Die heftige Ablehnung der Zeremonie durch die örtliche Bevölkerung gründete sich darauf, dass die historische Hauptstadt Cetinje als Wiege der montenegrinischen Unabhängigkeitsidee gilt. Die serbisch-orthodoxe Kirche mit Sitz in Belgrad erkennt wiederum nicht die staatliche Identität Montenegros an.
Die Demonstrierenden wollten die Amtseinführung von Joanikije in Cetinje verhindern. Sie errichteten Blockaden an den Zufahrten nach Cetinje und lieferten sich vor dem Kloster Straßenschlachten mit der Polizei. Steine flogen, die Polizei setzte Tränengas ein. Auch die Blockaden löste die Polizei gewaltsam auf. 16 Personen wurden festgenommen bzw. verhaftet, sieben Polizisten verletzt, berichtete das Nachrichtenportal Vijesti.me.
Ausschreitungen in Montenegro
Proteste gegen den neue serbisch-orthodoxen Kirchenführer in Montenegro.
Wechselseitige Schuldzuweisungen
Unter den Demonstrierenden befanden sich mehrere Funktionäre der bis zum Vorjahr regierenden Demokratischen Partei der Sozialisten (DPS) des Präsidenten Milo Djukanovic und andere Oppositionsparteien. Der Sicherheitsberater des DPS-Chefs und fünf weitere Personen wurden festgenommen.
Premier Zdravko Krivokapic beschuldigte unterdessen die DPS wegen der Organisation von Protesten. „Alles, was in Cetinje passiert ist, ist ein Versuch von Terroraktionen“, sagte Krivokapic auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Der 1959 geborene Metropolit Joanikije wurde im Mai von der serbischen Kirchenversammlung in Belgrad zum Nachfolger des im Vorjahr am Covid-19 verstorbenen Metropoliten Amfilohije bestellt.
Widerstand gegen Metropoliten in Montenegro
In Montenegro ist das neue Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche eingeführt worden. Seit Tagen gibt es wegen der Amtseinführung des Metropoliten Proteste und Ausschreitungen.
Die Spitze der serbisch-orthodoxen Kirche, die in Serbien residiert, bemühte sich im Vorfeld um eine Entspannung der Lage. So war die Zeremonie mit geladenen Gästen auf das Innere des Klosters beschränkt. Auf einen öffentlichen Gottesdienst vor dem Kloster verzichtete man.
Oppositionssieg bei Parlamentswahl
Bei der vergangenes Jahr abgehaltenen Parlamentswahl gewannen zum ersten Mal mehrere Oppositionsparteien, darunter die Demokratische Front. Die DPS von Präsident Djukanovic, dessen Amtszeit noch bis 2022 läuft, musste zum ersten Mal seit 1991 in die Opposition.

Die seit Dezember amtierende Regierung gilt als kirchennah. Im Dezember hatte sie ein von Djukanovics Partei eingebrachtes Gesetz geändert, mit dem Hunderte serbisch-orthodoxe Klöster zu Staatseigentum gemacht werden sollten.
Montenegro war 2006 von Serbien unabhängig geworden. Knapp ein Drittel der 620.000 Einwohnerinnen und Einwohner definieren sich als ethnische Serben. Einige leugnen bis heute Montenegros Unabhängigkeit.