Panjshir-Tal: Widersprüchliche Angaben zu Eroberung

Die radikalislamischen Taliban haben nach eigenen Angaben die letzte Bastion des Widerstands in Afghanistan eingenommen. Das Panjshir-Tal sei „vollständig" erobert“, sagte heute Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid. „Mit diesem Sieg ist unser Land vollständig aus dem Sumpf des Krieges befreit.“

Kurz zuvor hatten die Widerstandskämpfer um Anführer Ahmad Massoud noch einen Waffenstillstand vorgeschlagen. Von Massoud gab es vorerst keine weitere Stellungnahme. Ein Sprecher der Nationalen Widerstandsfront (NRF) wies die Angaben der Taliban gegenüber der BBC allerdings zurück.

„Es stimmt nicht. Die Taliban haben Panjshir nicht eingenommen“, sagte der Sprecher. „Der Kampf gegen die Taliban und ihre Verbündeten wird weitergehen“, hieß es von der Gruppe auf Twitter. Bereits gestern Abend hatte die NRF mitgeteilt, dass bei den Kämpfen auch ein bekannter Sprecher sowie ein General der Widerstandsgruppe getötet wurden.

Hochburg des Widerstandes

Bilder in sozialen Netzwerken zeigten Taliban-Mitglieder, die vor dem Tor des Gouverneursgebäudes der Provinz Panjshir standen. Die Taliban waren am Wochenende im Panjshir-Tal weiter vorgerückt. Sie meldeten schwere Kämpfe und Gebietsgewinne in der Provinz nördlich von Kabul.

Das Panjshir-Tal war bereits in den 1990er Jahren eine Hochburg des Widerstandes gegen die Islamisten und bisher noch nie unter deren Kontrolle. Vor drei Wochen formierte sich in dem Tal die Nationale Widerstandsfront (NRF) unter Führung des Sohns des 2001 getöteten afghanischen Kriegsherrn und Taliban-Gegners Ahmad Shah Massoud sowie des ehemaligen Vizepräsidenten Amrullah Saleh.