Putschisten in Guinea erteilen Ministern Reiseverbot

Die Anführer eines Militärputsches im westafrikanischen Guinea haben Regierungsmitgliedern heute untersagt, das Land zu verlassen. Die Mitglieder des Kabinetts, die einen Tag nach der Absetzung von Präsident Alpha Conde zusammengerufen wurden, sollten ihre Reisepässe und Dienstfahrzeuge abgeben, sagte der Anführer des Umsturzes, Mamady Doumbouya, in der Hauptstadt Conakry.

Doumbouya, der Befehlshaber einer von Conde geschaffenen Elitemilitäreinheit, hob außerdem einen zuletzt verhängten Stopp des Luftverkehrs sowie eine Ausgangssperre in Bergbaugebieten auf. Guinea ist einer der weltweit größten Lieferanten von Bauxit, einem Erz, das zur Herstellung von Aluminium verwendet wird. Das Land beliefert alle wichtigen Weltmärkte, mit China als einem seiner größten Abnehmer.

Oppositionelle freigelassen

Im Anschluss an die Sitzung fuhr Doumbouya in einem Militärkonvoy zum Zentralgefängnis Sirute in der Hauptstadt und veranlasste die Freilassung von vier Oppositionspolitikern, wie ein dpa-Reporter berichtete. „Die anderen werden später befreit“, sagte der Putschistenführer mit Blick auf Tausende von Oppositionsmitgliedern, die unter Präsident Conde verhaftet worden waren.

Der Aufenthaltsort des abgesetzten Präsidenten blieb indes unklar. Nach Angaben von Militärquellen soll sich Conde unter Hausarrest in einem Hotel in Conakry befinden. Die Vereinten Nationen, die Europäische Union, die Vereinigten Staaten und Russland haben den Umsturz verurteilt.

Conde seit 2010 an der Macht

Conde war 2010 bei der ersten freien demokratischen Wahl seit Guineas Unabhängigkeit 1958 an die Macht gekommen. Ihm werden Reformen in der Wirtschaft und im Militär zugeschrieben, außerdem sorgte er nach politisch turbulenten Jahrzehnten für mehr Stabilität. Kritiker sehen Conde indes als zunehmend autoritären Herrscher, dessen Amtszeit von Menschenrechtsverletzungen geprägt war.

Vergangenes Jahr sicherte er sich nach einer umstrittenen Verfassungsänderung eine dritte Amtszeit. Der Abstimmung waren monatelange politische Spannungen und gewalttätige und brutal unterdrückte Proteste vorausgegangen, bei denen Dutzende starben.