NATO-Chef warnt vor neuen chinesischen Raketensilos

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich besorgt über den Bau neuer Raketensilos durch China geäußert. Das Land könne seine atomaren Fähigkeiten dadurch signifikant erhöhen, sagte der Norweger heute bei einer in Kopenhagen organisierten Bündniskonferenz zu Fragen der Rüstungskontrolle. China erweitere rapide seine Kernwaffenbestände um weitere Gefechtsköpfe und um eine größere Anzahl an hoch entwickelten Trägersystemen.

Das alles geschehe uneingeschränkt und vollständig intransparent. „Als eine globale Macht hat China globale Verantwortung bei der Rüstungskontrolle“, ergänzte Stoltenberg an die Adresse der chinesischen Regierung, die sich bisher Gesprächen zum Thema weitgehend verweigert hat. Auch Peking würde von gegenseitigen Begrenzungen, mehr Transparenz und Berechenbarkeit profitieren.

Fund per Satellitenaufnahmen

Über neue Bauarbeiten hatte Ende Juli die Vereinigung amerikanischer Wissenschaftler (FAS) berichtet. Ihre Experten entdeckten mit Hilfe von Satellitenaufnahmen nahe Hami in der Nordwestregion Xinjiang ein großes Areal mit im Bau befindlichen Silos für Atomraketen. Erst wenige Wochen davor war ein ähnliches neues Gelände mit Raketensilos im Bauzustand bei Yumen in der Provinz Gansu ausfindig gemacht worden.

Es könnten insgesamt mehr als 200 neue Raketensilos entstehen, schätzen die FAS-Experten im Juli. Das wären mehr, als Russland für seine Interkontinentalraketen in Betrieb hat und halb so viel wie die USA. China besitzt nach FAS-Schätzung rund 350 Atomsprengköpfe – die USA und Russland kommen demnach auf jeweils 4.000.

Hinter dem Ausbau könnten nach Ansicht von Experten verschiedene Motive der Führung von Staats- und Parteichef Xi Jinping stecken, der auch Vorsitzender der Militärkommission und damit Oberbefehlshaber ist. So könnte es unter anderem eine Reaktion auf die Modernisierung der Atomstreitkräfte der USA, Russlands und Indiens sein. Auch könnte sich China sorgen, dass seine bisherigen Silos leicht angreifbar sind.