Ärzte: Tigray-Rebellen töteten 125 Zivilisten

Rebellen aus der äthiopischen Konfliktregion Tigray haben nach Angaben von Ärzten in der benachbarten Region Amhara mindestens 125 Bewohnerinnen und Bewohner eines Dorfes getötet. „Es gab 125 Tote in dem Dorf Chenna. Ich habe das Massengrab selbst gesehen“, sagte Mulugeta Melesa, Chef des Krankenhauses der benachbarten Stadt Dabat, heute der Nachrichtenagentur AFP. Die Bewohner „suchen immer noch in der Umgebung nach Toten“.

Die Zahl der Opfer könne noch steigen, sagte der Mediziner. Nach dem Überfall seien die Rebellen von Regierungstruppen vertrieben worden. Ein Vertreter der Bezirksverwaltung von Dabat sagte AFP, Chenna sei Ende August von TPLF-Rebellen kontrolliert worden. Anfang September hätten sie sich Kämpfe mit Regierungstruppen geliefert. Die Rebellen hätten über mehrere Tage Zivilisten getötet, bevor sie den Rückzug angetreten hätten.

Hunderttausende auf der Flucht

Äthiopische Regierungstruppen hatten im November die in Tigray regierende TPLF angegriffen – nach Regierungsangaben als Reaktion auf Attacken der Gruppierung auf Armeestellungen. Im Juni eroberten mit der TPLF verbündete Kämpfer die Regionalhauptstadt Mekele zurück, die äthiopische Armee zog sich weitgehend zurück. Seitdem drang die TPLF in die Nachbarregionen Afar im Osten und Amhara im Süden vor.

Nach Angaben der äthiopischen Regierung sind Hunderttausende Menschen auf der Flucht vor den Kämpfen. In Tigray leiden nach UNO-Schätzungen rund 400.000 Menschen Hunger. Die Lieferung von Hilfsgütern in die umkämpfte Region im Norden Äthiopiens wird durch die problematische Sicherheitslage und bürokratische Hürden erschwert. Auch internationale Hilfsorganisationen kritisieren die Haltung der Regierung in Addis Abeba scharf.