Pilotprojekt zur Abscheidung von Treibhausgas in Island

In Island ist ein Pilotprojekt zur Filterung klimaschädlichen Treibhausgases aus der Atmosphäre an den Start gegangen. Die Anlage in der Nähe der Hauptstadt Reykjavik soll CO2 abscheiden und in Gestein speichern, wie das Schweizer Start-up Climeworks mitteilte. Jährlich sollen so 4.000 Tonnen CO2 absorbiert werden, um den Klimawandel zu verlangsamen.

Die dafür verwendete Technologie unterscheidet sich von herkömmlichen Methoden zur CO2-Sequestrierung, bei denen Abgase von Fabriken direkt beim Ausstoß gefiltert werden. Die isländische Anlage hingegen filtert die Luft in der Atmosphäre, wo die Konzentration von CO2 deutlich geringer ist.

Zwölf Ventilatoren, die von einem angrenzenden Erdwärmekraftwerk betrieben werden, saugen die Luft an, um das enthaltene Treibhausgas abzuscheiden. Anschließend wird das CO2 mit Wasser vermischt und in 1.000 Meter Tiefe in Basalt injiziert, wo es versteinert. Die Technik reproduziert so innerhalb von nur zwei Jahren einen natürlichen Prozess, die Mineralisierung, der im Normalfall mehrere tausend Jahre in Anspruch nimmt.

Technologie braucht noch Jahrzehnte

Der Weltklimarat führt die Abscheidung und Speicherung von CO2 im Erduntergrund als mögliches Mittel zur Begrenzung der Klimaerwärmung auf. Kritiker verweisen jedoch auf die sehr hohen Kosten und die bisher umstrittene Wirksamkeit.

Auch die Menge CO2, die nun in Island aus der Atmosphäre geholt werden kann, ist bisher rein symbolisch. Sie entspricht nach Berechnungen der US-Umweltschutzbehörde dem Ausstoß von rund 870 Autos mit Verbrennungsmotor. Bis die Technologie in großem Maßstab eingesetzt werden kann, könnte es noch Jahrzehnte dauern.