Caspar Einem
ORF/Thomas Jantzen
1948–2021

Ex-Innenminister Caspar Einem ist tot

Der ehemalige SPÖ-Politiker Caspar Einem ist tot. Unter der Regierung von Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) war Einem Ende der 90er Jahre Innen- und Wissenschaftsminister. Am Donnerstag wurde über einen Bericht im „Standard“ bekannt, dass er mit 73 Jahren überraschend gestorben ist. Einem war verwitwet und Vater eines Sohns.

Erst vor wenigen Tagen war Einem noch beim Forum Alpbach, dessen Vizepräsident er lange Jahre war, aufgetreten. Einem, der eigentlich einem bürgerlichen Haushalt entstammte, galt in der SPÖ lange als Paradelinker. Erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde er als Staatssekretär unter anderem für Beamtenagenden im Jahr 1994.

Bundeskanzler Franz Vranitzky und Innenminister Caspar Einem, 1996
APA/Robert Jaeger
Einem mit dem damaligen Bundeskanzler Vranitzky im Jahr 1996

Turbulente Zeit als Innenminister

Die turbulente Zeit begann aber danach, als Einem im April 1995 Innenminister wurde. Diese Zeit war von Machtkämpfen mit der Exekutive und dem Briefbombenterror von Franz Fuchs gekennzeichnet. Dessen Festnahme verbuchte dann schon Nachfolger Karl Schlögl, während Einem im Jahr 1997 ins Wissenschafts- und Verkehrsressort gewechselt war, dem er bis Anfang 2000 vorstand.

Nach dem Aus der Großen Koalition ging er ins Parlament, wo er im SPÖ-Klub unter anderem als Europasprecher fungierte. Aus der Politik zog sich Einem schließlich 2007 zurück. Damals wurde er zum Vorstandsmitglied im Bedarfsflugunternehmen Jetalliance AG. Vor dem Einstieg in die Politik war der studierte Jurist unter anderem für die OMV im Gasgeschäft tätig gewesen. Auch bei der Austro Control war er aktiv, und zwar im Aufsichtsrat.

Caspar Einem, 2002
APA/Roland Schlager
Einem im Jahr 2002 – in dieser Zeit war er Europasprecher der SPÖ

Verdienst um Aufarbeitung der „braunen Flecken“

Verdienste erwarb sich Einem bei der Aufarbeitung der Geschichte des Bundes Sozialdemokratischer Akademiker (BSA), dem er eine Zeitlang vorstand. Unter Einem wurde die Aufarbeitung der „braunen Flecken“, also der Integration ehemaliger Nazis in der Organisation, vorangetrieben.

Zur Parteipolitik äußerte sich Einem, der einst Wunschkandidat der Linken bei der Nachfolge Viktor Klimas war, in den vergangenen Jahren selten. Allzu glücklich war er mit der Performance der Bundespartei aber nicht. So meinte er heuer in einem Interview zur Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner: „Sie hätte nicht umgepolt werden dürfen auf SPÖ-Funktionärin mit Parteisprech.“

SPÖ: „Er wird unvergessen bleiben“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen äußerte sich am Freitag tief betroffen vom Ableben Einems. „Die Nachricht vom gestrigen Ableben Caspar Einems macht mich tief betroffen. Er war ein Intellektueller und Politiker mit einer klaren Haltung, die er trotz Gegenwindes beibehielt“, so der Bundespräsident. Einem habe dem Staat als Innen- sowie als Verkehrs- und Wissenschaftsminister gedient. „Der Wissenschaft und der Bildung blieb er bis zu seinem Tod treu, etwa als Vizepräsident des IHS. Mein Mitgefühl gehört seiner Familie und seinen Angehörigen“, so Van der Bellen.

SPÖ-Chefin Rendi-Wagner sagte in einer ersten Reaktion, man trauere „um einen großen Denker und Sozialdemokraten, einen aufrechten Kämpfer für Bildung und Wissenschaft“. Einem sei eine Inspiration für viele gewesen. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) nannte Einem einen ausgewiesenen Antifaschisten und aufrechten Kämpfer gegen Rechtsextremismus: „Er wird unvergessen bleiben.“

Angehörigen kondoliert

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) nannte Einem einen „kritischen Intellektuellen“, der seine Visionen in der Realität auch gegen Widerstände umsetzen habe wollen. Auch zahlreiche weitere SPÖ-Politiker und NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger kondolierten via Twitter Einems Angehörigen.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) teilte in einer Aussendung mit, Einem habe der Republik in einer besonders herausfordernden Zeit als Ressortchef gedient. Er habe im Rahmen eines persönlichen Gesprächs im vergangenen Jahr seine weitreichenden Erfahrungen und Kenntnisse zur Sicherheitspolitik kennen und schätzen lernen dürfen.