Neue Regierung im Libanon nach einem Jahr Politikkrise

Mehr als ein Jahr nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut hat der Libanon eine neue Regierung: Die Einigung wurde nach einem Treffen zwischen dem designierten Ministerpräsidenten Nadschib Mikati und Präsident Michel Aoun heute von der Präsidentschaft verkündet.

Emotionale Rede von neuem Premier Mikati

Er wisse, dass die Lage im Land schwierig sei, sagte Mikati bei einem ersten Auftritt mit tränenerstickter Stimme. Es gebe keine Mittel für Subventionen mehr, kündigte der neue Regierungschef ein Sparprogramm an. Zugleich äußerte er die Hoffnung, den Niedergang des Landes stoppen und ihm wieder zu Wohlstand verhelfen zu können. Mikati versprach auch, „zu gegebener Zeit“ eine Parlamentswahl zu organisieren.

Die Vorgängerregierung war infolge von Massenprotesten nach der Explosion im Beiruter Hafen zurückgetreten, für die viele Libanesen die chronische Misswirtschaft im Land verantwortlich gemacht hatten.

Libanon kämpft mit mehreren Krisen

Auf den Unternehmer und Milliardär Mikati sowie die anderen Minister wartet eine schwierige Aufgabe. Das Land am Mittelmeer erlebt seit fast zwei Jahren die schwerste Wirtschafts- und Finanzkrise seiner Geschichte. Große Teile der Bevölkerung sind in Armut abgerutscht.

Die libanesische Lira hat mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren. Zudem leidet das Land unter einer schweren Versorgungskrise. So fehlen lebenswichtige Medikamente und Treibstoff zur Stromerzeugung, sodass es nur wenige Stunden am Tag Strom gibt.

Mikati war bereits 2005 sowie 2011 Ministerpräsident des Libanon. Vor ihm waren in den vergangenen Monaten zwei andere Politiker mit der Bildung einer neuen Regierung gescheitert.