Bildungs- und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann
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Coronavirus

Faßmann für Nachschärfen von Schulregeln

Die erste Schulwoche in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ist vorbei, und bei den CoV-Schutzmaßnahmen hat sich so manche Schwierigkeit gezeigt – vor allem beim Testen. ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann verteidigte am Freitag in der ZIB2 die Regeln für die Tests. Er bat um Geduld beim „Einpendeln“, ortete aber selbst auch Verbesserungsbedarf. Änderungen erhofft sich Faßmann auch bei den Quarantäneregeln.

Derzeit befinden sich die Schulen in einer Sicherheitsphase, in der sich Schülerinnen und Schüler dreimal in der Woche testen müssen. Davon muss ein Test ein PCR-Test sein, in Wien sogar zwei. Auch Lehrkräfte und Verwaltungspersonal testen sich dreimal, nicht geimpftes Lehr- und Verwaltungspersonal bringt mindestens einen PCR-Test von außen.

Aus den Schulen kamen dazu Berichte, dass es bei der Durchführung der Tests zu Verwirrung, organisatorischem Mehraufwand und technischen und logistischen Problemen kam. Faßmann warb angesichts fehlender Routine um Verständnis und erinnerte an den Hintergrund. Man habe ein „unglaublich ehrgeiziges Testprogramm“, dessen Ziel es sei, dass die Schulen geöffnet bleiben können.

Faßmann: „Wir wollen eine offene Schule“

Zu den neuen CoV-Regeln im neuen Schuljahr war ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann in der ZIB2.

Verweis auf entdeckte Infektionen

Faßmann wertete dabei als Erfolg, dass in der ersten Woche zahlreiche Fälle gefunden werden konnten. In Wien wurden laut Bildungsdirektion 309 Infektionen entdeckt, 122 Klassen mussten in Quarantäne – mehr dazu in wien.ORF.at. In Niederösterreich waren es 187 entdeckte Fälle – mehr dazu in noe.ORF.at. In Burgenland waren neun PCR-Tests positiv – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Faßmann sagte aber auch, dass er Verbesserungsbedarf sehe. Vor allem im ländlichen Raum müsse man an der Logistik beim außerhalb von Wien eingesetzten Testprogramm „Alles spült“ arbeiten. In Wien gelte es, die Anmeldeplattform für die PCR-Tests zu verbessern.

„Schule muss Verantwortung übernehmen“

Forderungen, die Tests vorrangig außerhalb der Schulen durchzuführen, wies Faßmann zurück. Das Testen an den Schulen müsse weiter möglich sein: „Wir können nicht die gesamte Testverantwortung den Eltern übertragen, die Schule muss da Verantwortung wahrnehmen.“

Schulstart unter schwierigen Voraussetzungen

Nach der ersten Schulwoche im Osten Österreichs machen sich Unsicherheiten um Quarantänebestimmungen und Verwirrung bei den Tests breit. Am Montag starten die restlichen sechs Bundesländer in das Schuljahr 2021/22 – unter ebenso schwierigen Voraussetzungen.

Der Minister stellte in Aussicht, dass das intensive Testen auch nach der „Sicherheitsphase“ weitergehen könnte – vor allem, wenn sich die epidemiologische Lage weiter verschlechtert und die Inzidenzen steigen. Laut derzeitigen Plänen entfällt für geimpfte Schülerinnen und Schüler nach Ende der „Sicherheitsphase“ die Testpflicht.

Wunsch nach kürzerer Quarantäne

Darüber hinaus hatte sich Faßmann bereits zuvor in der „Presse“ (Samstag-Ausgabe) dafür ausgesprochen, die Quarantänezeit für Schülerinnen und Schüler bei einer Infektion in der Klasse zu verkürzen. Derzeit können sie sich nach zehn Tagen per PCR-Test „freitesten“, künftig soll das bereits nach fünf Tagen möglich sein. Für die Quarantäneregelung ist das Bildungsministerium allerdings nicht zuständig. Trotzdem hofft Faßmann, „Verbündete“ für eine entsprechende Änderung zu finden. Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) sieht er bereits auf seiner Seite.

Er habe dabei „sehr große Sympathie“ für das deutsche Modell, bei dem nur Sitznachbarn als K1-Kontaktperson eingestuft werden. Diese können sich dann nach fünf Tagen mit PCR-Test aus der Quarantäne „freitesten“. Faßmann hielte es auch für sinnvoll, dass nicht mehr alle Schüler in Quarantäne geschickt werden, wenn ein Klassenkollege positiv getestet wurde.

Das ist zwar schon jetzt nicht immer der Fall, manchmal müssen auch nur die Sitznachbarn bzw. die Reihe davor und dahinter daheimbleiben. In jedem Einzelfall entscheidet aber die Gesundheitsbehörde. Ab dem zweiten Fall in einer Klasse würden nach den Vorstellungen Faßmanns nur die ungeimpften Schüler in Quarantäne kommen, in Volksschulen alle Kinder wie geimpfte behandelt werden. Er hoffe jedenfalls auf österreichweit gleiche Regeln.

Hohe Inzidenz bei ungeimpften Jungen

Die Lage an den Schulen dürfte den Bildungsminister noch länger beschäftigen. Wie zuletzt eine Analyse der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zeigte, geht die Schere bei den Infektionen von ungeimpften und geimpften Zwölf- bis 17-Jährigen weit auseinander. Bei den vollständig geimpften in dieser Altersgruppe beträgt die 7-Tage-Inzidenz nach aktuellem Stand 62,5. Bei noch nicht vollständig und ungeimpften Zwölf- bis 17-Jährigen liegt sie hingegen 425,1.

Für die jüngere Altersgruppe der Fünf- bis Elfjährigen dürften Biontech und Pfizer unterdessen bald eine Zulassung bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) beantragen. Das sagte Mitgründerin Özlem Türeci dem „Spiegel“. Faßmann verwies darauf, dass man eine Zulassung der EMA abwarten müsse. Grundsätzlich kann sich Faßmann auch vorstellen, CoV-Impfungen an den Schulen durchzuführen: Man wolle zwar den Druck auf die Eltern nicht erhöhen, bei denen letztlich die Entscheidung liege. Aber „die Impfbereitschaft, die vorhanden ist, muss man realisieren“, so Faßmann.