Der Außenminister des arabischen Emirats Katar hat gestern als erster hochrangiger ausländischer Politiker die Übergangsregierung der radikalislamischen Taliban in Afghanistan besucht.
Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani, der auch Vize-Regierungschef von Katar ist, traf sich nach Angaben eines Taliban-Sprechers im Präsidentenpalast von Kabul mit dem amtierenden Regierungschef Mullah Mohammad Hassan Akhund und mehreren Kabinettsmitgliedern. Bisher hat kein Staat die Taliban-Regierung offiziell anerkannt.
Das katarische Außenministerium bestätigte Gespräche des Chefdiplomaten mit der neuen afghanischen Regierung. Dabei sei es um die „jüngsten Entwicklungen bezüglich des Betriebs des Kabuler Flughafens“ gegangen sowie darum, „für alle freie Durchfahrt und Reise sicherzustellen“, hieß es in einer Erklärung. Beide Seiten betonten die „Bedeutung gemeinsamer Anstrengungen, um terroristische Organisationen zu bekämpfen“.
Enge Kontakte zu Taliban
Katar, das auch die Evakuierungsmissionen tatkräftig unterstützt hat, zählt zu den Ländern mit den engsten Kontakten zu den Taliban. Sie betreiben in Katars Hauptstadt Doha ihr politisches Büro, ein faktisches Außenministerium. Dort wurden auch die Verhandlungen zu dem Abkommen mit den USA geführt.
Das kleine, aber einflussreiche Golf-Emirat tritt auch weiterhin als Vermittler auf. Nach früheren Angaben al-Thanis dringt der Golfstaat auf eine Beteiligung aller Parteien an der Macht und die Wahrung der Grundrechte der Menschen in Afghanistan, bestreitet aber, Einfluss auf die Islamisten zu haben.
Auch Treffen mit Ex-Präsident Karsai
Al-Thani traf sich in Kabul auch mit dem früheren Vorsitzenden des Rates für Nationale Versöhnung, Abdullah Abdullah, und Afghanistans Ex-Präsidenten Hamid Karsai. „Wir haben Ansichten über die aktuelle Situation und Entwicklungen in Afghanistan und die Bildung eines inklusiven Systems ausgetauscht“, twitterte Abdullah.
Die Taliban-Führung habe Katar für seine Hilfe gedankt und betont, dass alle Parteien dem 2020 unterzeichneten Doha-Abkommen verpflichtet bleiben müssten, teilte ein Sprecher der Islamisten nach dem Treffen auf Twitter mit.
Die Taliban hatten sich in Doha im Gegenzug für den Abzug der US-Truppen unter anderem zu Friedensgesprächen mit der afghanischen Regierung und der Beteiligung an einer inklusiven Regierung verpflichtet.