Medizinethiker gegen Selbstbehalte für Ungeimpfte

Der Medizinethiker Ulrich Körtner hat sich gestern in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ gegen Selbstbehalte für Ungeimpfte ausgesprochen. Diese halte er „nicht für den richtigen Weg“.

So würden sich dadurch Menschen, die bisher nicht von der Impfung überzeugt waren, „auch nicht besonders beeindrucken lassen“. Wenn es im Ernstfall zu schweren Erkrankungen komme, dann würde man Menschen „in erheblichem Maße zur Kasse bitten“, dagegen trete er als Ethiker ein.

Außerdem positionierte er sich wie schon zuvor die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne): Wenn man über dieses Thema zu diskutieren anfange, stelle sich irgendwann die Frage: „Was machen wir dann mit Rauchern, mit Übergewichtigen?“, so Körtner: „Wo wollen Sie die Grenze ziehen?“

Debatte für ÖGK „Büchse der Pandora“

Die in den vergangenen Tagen angefachte Debatte über mögliche Selbstbehalte stößt bei der ÖGK und dem Minister auf Ablehnung. Mückstein und ÖGK-Obmann Andreas Huss wollen mit Verweis auf die Folgen nicht einmal darüber reden.

Huss warnte gestern im Ö1-Frühjournal davor, „die Büchse der Pandora“ zu öffnen. Das Gesundheitssystem sehe keine Selbstbehalte für durch persönliches Verhalten herbeigeführte medizinische Behandlung vor.

Das zu ändern „würde mir ein bissel zu weit gehen“ – und zu weiterer Entsolidarisierung führen, verwies er darauf, dass in der Sozialversicherung das Versicherungsprinzip gilt. „Wo fängt das an, wo hört das auf?“ Rede man über solche Selbstbehalte, werde sich auch die Frage stellen, ob etwa Raucher, die mit einem Lungenkarzinom ins Spital kommen, einen Selbstbehalt zahlen müssen.

„Diskussion, die ich nicht führen will“

So sieht es auch Gesundheitsminister Mückstein, der schon in den Tagen zuvor klargemacht hatte, dass das „eine Diskussion ist, die ich nicht führen will“. Auch er verwies auf die Konsequenzen solcher Überlegungen: „Wo fangen wir an? Wo hören wir auf? Was ist mit Rauchern oder Übergewichtigen?“

Vorstellbar sind solche Selbstbehalte prinzipiell für die Vorsitzende der Bioethikkommission, Christiane Druml. Aber das sei „eine politische Entscheidung“, hatte sie in einem Puls24-Interview in der vergangenen Woche erklärt.