Fall Eitan: Italiens Polizei ermittelt gegen Großvater

Die italienische Regierung prüft ein Eingreifen in den mutmaßlichen Entführungsfall um den kleinen Eitan, den einzigen Überlebenden des Seilbahnunglücks vom Lago Maggiore im Mai. „Wir bewerten aktuell den Vorfall, um uns dann einschalten zu können“, sagte Außenminister Luigi Di Maio gestern.

Der sechsjährige Eitan war am Samstag vom Großvater mütterlicherseits ohne Wissen des Vormunds – der Tante väterlicherseits – und entgegen einer richterlichen Anordnung mit einem Flugzeug von Italien nach Israel gebracht worden.

Kind nicht mehr zurückgebracht

Gegen den Großvater ermittelt nun die Staatsanwaltschaft in der norditalienischen Stadt Pavia wegen Freiheitsberaubung, wie die Nachrichtenagentur ANSA schrieb. Die Anwälte des Mannes erklärten, er habe im Affekt gehandelt.

Der Israeli hatte den Buben wie verabredet für einen Besuch getroffen, am Abend aber nicht mehr zur Tante zurückgebracht. Stattdessen fuhr er Medienberichten zufolge mit einem Leihwagen in die Schweiz und flog von Lugano mit einem Privatflugzeug nach Israel.

Dort werde Eitan in einem Krankenhaus untersucht, sagte dessen Großmutter Etti Peleg dem Radiosender 103FM. Der Bub hatte die Seilbahnkatastrophe am Pfingstsonntag schwer verletzt überlebt, die Eltern, der Bruder und zwei Urgroßeltern starben. Eitan habe vier Monate lang keinen Arzt, sondern nur die Tante väterlicherseits gesehen, behauptete die Großmutter. Or Nirko, der Ehemann der Tante in Pavia, sprach von „lügnerischen Erklärungen“ der Familie in Israel.

Die Tante, die nach dem Unglück von einem Gericht als Vormund ernannt worden war, setzt für die Rückkehr Eitans auf eine internationale Vereinbarung, nämlich das Haager Kindesentführungsübereinkommen, dem sich sowohl Israel als auch Italien angeschlossen haben. Dieses soll Kinder vor Entführungen oder Verschleppungen in andere Länder schützen. Zudem sieht es vor, Kinder so schnell wie möglich in den Staat des bisherigen, gewohnten Aufenthalts zurückzubringen.