Tierärzte mobilisieren gegen Beschränkung von Antibiotika

Geht es nach EU-Abgeordneten, kommen künftig die für Menschen wichtigsten Antibiotika nur noch bei der Behandlung von wenigen Tieren zum Einsatz. Damit soll die Wirksamkeit der Mittel beim Menschen durch sich entwickelnde Antibiotika-Resistenzen nicht gefährdet werden.

Konkret fordert der Umweltausschuss des EU-Parlaments die EU-Kommission auf, fünf Antibiotika-Gruppen offiziell als Reserveantibiotika einzustufen. Das hätte zur Folge, dass diese nicht mehr in der Massentierhaltung verwendet werden dürfen. Gleichzeitig soll die Kommission aber einen Gesetzesentwurf vorlegen, der den Einsatz von gewissen Antibiotika auch bei Haustieren zulässt, wenn es keine Alternative gebe.

Den Weg, im Voraus generell Wirkstoffe zu verbieten und dann Ausnahmen zu schaffen, lehnte indes der österreichische Tierärztekammer-Präsident Kurt Frühwirth ab. Wenn „von heute auf morgen“ Einschränkungen auferlegt würden, könnten „bestimmte Infektionskrankheiten nicht mehr behandelt werden“, sagte er in einem APA-Interview und warnte vor einer „Katastrophensituation“.

Haustiere in Gefahr?

In Deutschland sorgte unterdessen eine Petition der Tierärztekammer für Aufsehen. Mit großen Augen schaut in dem Aufruf ein Hund den Betrachter von unten an, darüber die Worte: „Mein Leben ist in Gefahr.“ Der deutsche Grünen-Agrarpolitiker Martin Häusling – federführend für den Antrag – wies den Vorwurf zurück: „Die medizinische Versorgung von Haus- und Einzeltieren mit Antibiotika ist weder aktuell noch zukünftig gefährdet.“

Entscheidung morgen

Morgen entscheidet das EU-Parlament über den Entschließungsantrag. Ob er durchgehen wird, ist noch unklar. Denn bisher hat sich die große Fraktion der Europäischen Volkspartei, zu der auch die ÖVP-Abgeordneten gehören, enthalten.