Taliban versprechen transparente Verteilung von Hilfen

Die radikalislamischen Taliban haben versprochen, die bei der UNO-Geberkonferenz zugesagten humanitären Hilfen in Milliardenhöhe für alle nachvollziehbar an Bedürftige zu verteilen. „Das Islamische Emirat wird sein Bestes tun, um diese Hilfe auf völlig transparente Weise an die bedürftige Bevölkerung zu verteilen“, sagte der Taliban-Außenminister Amir Khan Muttaki heute auf einer Pressekonferenz in Kabul. Er bat die Geberländer, ihre Unterstützung für Afghanistan fortzusetzen.

„Islamisches Emirat“ ist die Eigenbezeichnung der Taliban für Afghanistan, wo sie vor gut einem Monat nach dem Truppenabzug der NATO-Staaten die Macht übernommen hatten. Die Regierung der Taliban wird bisher international nicht anerkannt.

Taliban-Außenminister: USA sollen „großes Herz zeigen“

Muttaki forderte die USA nun auf, großzügiger zu sein. „Amerika ist ein großes Land, sie müssen ein großes Herz zeigen“, sagte Muttaki. Er begründete seine Forderung damit, dass die Taliban den USA bei ihrem Abzug und der Evakuierung von Ausländern per Luftbrücke geholfen hatten. „Aber anstatt sich zu bedanken, sprechen sie davon, Sanktionen gegen unser Volk zu verhängen“, sagte Muttaki.

Die USA hatten bei der gestrigen Geberkonferenz 60 Mio. Dollar (54 Mio. Euro) Hilfe zugesagt. Zum Vergleich: In den 20 Jahren des US-Militäreinsatzes in Afghanistan hatte Washington mehr als zwei Billionen Dollar zur Stützung der nun gestürzten Regierung ausgegeben.

Etwa eine Mrd. Euro zusammengekommen

Insgesamt kamen der UNO zufolge 1,2 Mrd. Dollar (1,02 Mrd. Euro) zusammen. Deutschland und Frankreich versprachen jeweils 100 Millionen Euro. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hatte die internationale Gemeinschaft bei der Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit den Taliban aufgerufen. Er glaube, die Hilfszahlungen könnten als Druckmittel eingesetzt werden, um die Islamisten zur Achtung der Menschenrechte zu bewegen.

Afghanistan ist seit Jahren auf internationale Hilfen angewiesen. Bereits Ende vergangenen Jahres hatten die Vereinten Nationen zu Hilfen im Umfang von 1,3 Mrd. Dollar aufgerufen. Der entsprechende Topf ist aber nach wie vor stark unterfinanziert.