Schülerin im Maske in der Klasse
Reuters/Leonhard Foeger
Coronavirus

Probleme bei PCR-Schultests im Westen

Kurz nach dem Schulstart im Westen ist es in mehreren Bundesländern zu Problemen mit der Auswertung der Schul-PCR-Tests gekommen. Teils waren die Ergebnisse von am Dienstag durchgeführten Tests aufgrund einer technischen Panne auch am Mittwoch noch nicht verfügbar. Die Ergebnisse entscheiden, wer in die Schule darf.

Betroffen waren einige Schulen in Tirol, Kärnten und Salzburg. Hintergrund dürfte eine Panne in einem Auswertungslabor in Salzburg gewesen sein: Offenbar hatten laut der Salzburger Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) bei manchen Proben die Etiketten nicht gehalten – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Teilweise wurden an den betroffenen Standorten stattdessen Antigen-Tests vorgenommen, hieß es aus Tirol – mehr dazu in tirol.ORF.at. Auch in Salzburg wurden die Schulen angehalten, heute früh sicherheitshalber noch einmal „Nasenbohrertests“ zu machen. Probleme gab es auch an Schulen in Kärnten – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Chaos bei PCR-Testergebnissen an Schulen

Etwa ein Drittel der Salzburger Schulen hat Mittwoch die PCR-Testergebnisse nicht wie ursprünglich geplant erhalten. Grund war laut Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) eine Panne bei den Etiketten, die auf die Proben geklebt wurden.

Bereits 500 Klassen in Quarantäne

Indes veröffentlichte das Bildungsministerium am Mittwoch neue Zahlen zum „Alles spült“-Programm. Diesen zufolge waren bisher 247 PCR-Tests positiv – mehr dazu in oesterreich.ORF.at. Auch die Zahl der Klassen in Quarantäne ist weiter gestiegen – in Wien waren es Mittwochmittag rund 400, österreichweit dürften es rund 500 sein. Diese Zahlen werden in den nächsten Tagen noch steigen, dann könnten sie sich aufgrund der ersten zurückkehrenden Schüler einpendeln. Insgesamt gibt es österreichweit rund 58.000 Klassen.

Holpriger Schulstart

Seit dem Schulstart im Osten vergangene Woche musste wiederholt an den Abläufen an den Schulen geschraubt werden. Am Mittwoch wurde dazu bekannt, dass auch die Quarantäneregeln noch geändert werden. Schüler und Schülerinnen sollen sich künftig schon nach fünf Tagen aus der Quarantäne freitesten können. Zudem sollen nur noch direkte Sitznachbarn sowie enge Kontaktpersonen statt der ganzen Klasse abgesondert werden.

Das ging aus einer Punktation hervor, die am Mittwoch verbreitet wurde. Noch sind die Regeln nicht fixiert, sie sollen am Mittwoch erlassen werden und gelten dann unmittelbar. Unterstützung für die Vorgangsweise von ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann kam aus dem Familienministerium.

Allerdings steigt die Zahl der CoV-Neuinfektionen bei Kindern aufgrund der ansteckenderen Delta-Variante und der fehlenden Impfzulassung für Kinder unter zwölf Jahren stetig. Das zeigt sich auch in den Spitälern. In Wien etwa befinden sich aktuell sechs Kinder und Jugendliche im Krankenhaus, davon ein Kind auf der Intensivstation – mehr dazu in wien.ORF.at.

Gemischte Reaktion auf neue Quarantäneregeln

Die Reaktionen auf diese Lockerung waren gemischt. In den Schulen sorge die Änderung nur zehn Tage nach dem Schulstart für „zusätzliche Verunsicherung und Irritation“, kritisierte Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG). Der Wiener Personalvertreter Thomas Krebs (FCG) bezeichnete die Vorgabe als realitätsfern, weil Schülerinnen und Schüler nicht den ganzen Tag auf ihren Sesseln sitzen blieben und sich das Virus über Aerosole verbreite.

Unter Fachleuten wurde die Änderung geteilt aufgenommen: Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres reagierte in der „Presse“ mit Unverständnis, immerhin könnten sich in geschlossenen Räumen nicht nur Sitznachbarn anstecken. Mikrobiologe Michael Wagner (Uni Wien) meinte in den „Salzburger Nachrichten“, man könne gar nicht so viel lüften, dass ein Infizierter nur den unmittelbaren Sitznachbarn anstecke. Mit der neuen Regelung würden sich vermutlich viel mehr Kinder infizieren.

Epidemiologin Eva Schernhammer von der Medizinuni Wien verwies im „Kurier“ ebenfalls darauf, dass sich das Virus aufgrund seiner Infektiosität überall ausbreiten könne. Wenn trotz Quarantäne für den Infizierten und seine Sitznachbarn immer wieder neue Fälle auftreten, werde man schnell umdisponieren und die Quarantäne ausweiten müssen. Für sie wäre überlegenswert, dass alle verbliebenen Schüler und auch die Lehrperson nach einem positiven Fall Masken tragen.

Erleichterung über Vereinheitlichung

Volker Strenger von der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) befürwortete die Regelung hingegen, immerhin würden auch sonst nicht alle Personen, die sich mit einem Infizierten im selben Raum aufhalten, in Quarantäne geschickt. „Es ist ganz wichtig, dass man nicht wegen eines positiven Falls ganze Klassen gleich in Quarantäne schickt.“

Auch AHS-Direktorensprecherin Isabella Zins (FCG) sah im Ö1-Mittagsjournal alles, was für Einheitlichkeit zwischen den Bundesländern sorgt, positiv. Derzeit würden die Gesundheitsbehörden hier unterschiedlich agieren. „Das gehört auf jeden Fall geklärt für alle.“

Auch Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek von der ÖVP-nahen Schülerunion unterstützt die Änderung. Jeder Tag in der Schule sei für die Schüler ein Gewinn. Gleichzeitig müsse man die epidemiologische Auswirkung des Freitestens schon nach fünf Tagen beobachten, damit diese nicht erst recht zu großen Clusterbildungen und damit verbundenen Schulschließungen führe.

Ärger über Distance-Learning-Vorgaben

Für Unmut sorgt unterdessen, dass laut Verordnung des Bildungsministeriums Schulen derzeit keinen Distanzunterricht anbieten können. Müssen einzelne Kinder bzw. Klassen in Quarantäne, müssen sie sich den Lernstoff selbstständig aneignen. Für Pflichtschul-Elternvertreter Paul Haschka ein Unding: Er forderte, dass die Schulen diesen Kindern und Jugendlichen nicht nur Zettel austeilen, sondern für ein hochwertiges Distance-Learning sorgen – und zwar für jeden einzelnen Schüler. Gerade bei mittleren und großen Schulen müsse es möglich sein, eine Lehrkraft für eine Distance-Learning-Supplierung abzustellen. Außerdem müsse zur Betreuung jüngerer Schüler die für 1. Oktober angekündigte Sonderbetreuungszeit rückwirkend gelten und nicht erst drei Wochen nach Schulbeginn.

Sonderbetreuungszeit rückwirkend ab September

Die Sonderbetreuungszeit für Eltern soll nun doch rückwirkend ab dem 1. September kommen und nicht erst ab 1. Oktober. Das gaben die Grünen am Mittwoch bekannt, wenig später kam die Bestätigung aus der ÖVP-Regierungsriege. Der Rechtsanspruch gilt bis Ende Dezember, den Kostenersatz trägt der Bund. Auf den rückwirkenden Start mit 1. September hätten sich alle Parteien im Parlament geeinigt, hieß es in einer Aussendung des Arbeitsministeriums.

Nach Ausräumen aller verfassungsrechtlichen Bedenken rund um die rückwirkende Inkraftsetzung seitens der Fachleute im Parlament sei nun ein früheres Inkrafttreten möglich. Die Materie wird am Donnerstag im Gesundheitsausschuss – statt wie ursprünglich geplant im Arbeits- und Sozialausschuss – behandelt. Der Beschluss im Nationalrat ist für 22. September vorgesehen, jener im Bundesrat am 7. Oktober.