D: Künstlerin Hito Steyerl lehnt Bundesverdienstkreuz ab

Die Künstlerin Hito Steyerl lehnt eine Auszeichnung mit dem deutschen Bundesverdienstkreuz vorerst ab. Das kündigte sie in einem Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an, den die Wochenzeitung „Die Zeit“ heute veröffentlicht.

Die Künstlerin kritisiert darin, wie die Politik während der Pandemie mit der Kultur und dem Bildungswesen umgegangen sei.

Künstlerin Hito Steyerl
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„In den letzten 18 Monaten hat sich erwiesen, dass die Bereiche Bildung und Kultur in der Krise am wenigsten zählen“, schreibt Steyerl. Sie sei keine Lockdown-Gegnerin und könne sich nicht weit genug von Schwurblern distanzieren.

Ein halb garer, „dafür aber endloser Lockdown“ habe es jedoch einem Teil der Bevölkerung ermöglicht, fast ohne Einschränkungen durch die Pandemie zu kommen, während anderen auf Dauer die Lebensgrundlagen entzogen worden seien, schreibt Steyerl.

Ideen zur Unterstützung von Kultur und Bildung

Die Künstlerin schlug in ihrem Schreiben einige Ideen vor, wie man ihrer Meinung nach Kultur und Bildung unterstützen könnte – etwa indem man die soziale Sicherheit für Kulturschaffende, den Kampf gegen Diskriminierung und damit die Chancengleichheit verbessere; vor allem aber auch, indem man „den gesellschaftlichen Verständigungsprozess der Kontrolle digitaler Monopolisten wie Facebook“ entziehe.

Steyerl sollte nach Angaben des Bundespräsidialamts Anfang Oktober mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden. Diesmal werden vor dem Tag der Deutschen Einheit mehrere Künstlerinnen und Künstler geehrt, die sich während der Pandemie engagiert haben. Steyerls Entscheidung werde respektiert und gleichermaßen bedauert, sagte eine Sprecherin des Bundespräsidenten gestern Abend.