Pläne für strengere Antibiotikaregeln bei Tieren abgelehnt

Das EU-Parlament hat einen Vorstoß der Grünen für einen strengeren Einsatz von Antibiotika bei Tieren abgelehnt. Laut dem Vorstoß sollten fünf Reserveantibiotika – Wirkstoffe, die eingesetzt werden, wenn normale Antibiotika nicht mehr greifen – Menschen vorbehalten sein. Ausnahmen sollte es aber für Haustiere und Einzelbehandlungen in Großställen geben. Damit sollte dem massenhaften Einsatz von Antibiotika in der Tiermast ein Riegel vorgeschoben und die Gefahr von Resistenzbildungen verringert werden. Das EU-Parlament sprach sich nun in einem Votum dagegen aus.

Andere Herangehensweise gefordert

Der Entschließungsantrag hatte im Vorfeld für hitzige und emotionale Debatten gesorgt. Tierarztverbände machten dagegen mobil. Den Weg, im Voraus generell Wirkstoffe zu verbieten und dann Ausnahmen schaffen, lehnte auch der österreichische Tierärztekammer-Präsident Kurt Frühwirth strikt ab.

Wenn von „heute auf morgen“ Einschränkungen auferlegt würden, könnten „bestimmte Infektionskrankheiten nicht mehr behandelt werden“, warnte er. Es müsse einzeln geprüft und wissenschaftlich bewiesen werden, wieso in bestimmten Fällen der Wirkstoff nicht mehr einzusetzen sei, etwa anhand eines Kriterienkatalogs, forderte Frühwirth.

„Vertane Chance“

Die Grünen zeigten sich von dem Votum enttäuscht: „Es ist eine vertane Chance. Zum einen bedeutet dies, dass es in Zukunft keine Einzeltierbehandlung mit als Reserveantibiotika eingestuften antimikrobiellen Mitteln geben wird. Zum anderen könnte die Liste der Reserveantibiotika so dünn ausfallen, dass sie nicht wirklich eine Lösung zur Bekämpfung der zunehmenden Entwicklung von Multiresistenzen von Bakterien ist“, erklärte Sarah Wiener von den österreichischen Grünen im EU-Parlament.

Der ÖVP-EU-Abgeordnete Alexander Bernhuber zeigte sich hingegen zufrieden. „Österreich ist bereits jetzt ein Vorzeigeland beim Einsatz von Antibiotika. So wurde in der Nutztierhaltung in den vergangenen zehn Jahren der Einsatz von Antibiotika um mehr als 30 Prozent reduziert.“ Den Vorstoß der Grünen sah er als „Panikmache“.