Schüler wäscht sich die Hände
Reuters/Leonhard Foeger
Von Tests bis Sperren

Schule kommt nicht zur Ruhe

Auch das neue Schuljahr steht weiter im Zeichen der Pandemie: Nach dem Schulstart im Westen diese Woche gibt es auch dort Anlaufschwierigkeiten bei den PCR-Tests, die Kommunikation mit den Eltern verläuft holprig, heißt es von Lehrer- und Elternvertretern. Das Bildungsministerium sieht eine „Lernkurve“ – und verweist auf die großteils zeitgerechte Übermittlung von Testergebnissen. Eine Auswertung der OECD zeigt unterdessen ein Bild der bisherigen Schulschließungen in der Pandemie: Bei Jüngeren kam es seltener dazu als in der Oberstufe.

Der am Donnerstag veröffentlichte Bericht vergleicht die Schulschließungen im Zeitraum von Jänner 2020 bis Mai 2021. Während die Kindergärten in Österreich als einem von wenigen Ländern gar nicht geschlossen waren, zeigt sich vor allem ein deutlicher Unterschied zwischen Unterrichtsangeboten für Jüngere und Ältere.

Volksschulen, AHS-Unterstufen und Mittelschulen hatten je 74 Unterrichtstage geschlossen. Das lag unter dem Durchschnitt der OECD-Länder – Volksschulen waren im Schnitt 78 Tage zu, die Unterstufe 92 Tage. Anders sah es bei den Oberstufen aus, die 105 Tage geschlossen waren und damit über dem OECD-Schnitt von 101 Tagen lagen. Einen enormen Unterschied gab es bei Unis und Fachhochschulen: 222 Tage waren die Hochschulen vollständig geschlossen – mehr als doppelt so viel wie im OECD-Durchschnitt.

Die Statistik zählt dabei jeweils nur die Tage mit überregional geschlossenen Schulen. Kindergarten-/Schulschließungen an einzelnen Standorten blieben unberücksichtigt. Gezählt wurden Unterrichtstage – Schließtage wegen Ferien oder Feiertagen flossen nicht ein.

Teilschließungen: Unterstufen deutlich über Schnitt

Rechnen man zusätzlich jene Tage, an denen die Schulen nur teilweise geschlossen waren, ein, zeigt sich bei Volksschulen und Oberstufen ein ähnliches Bild: Die Oberstufen waren pandemiebedingt 189 Tage gesperrt – 158 Tage waren es im OECD-Schnitt. Die Volksschulen waren insgesamt 125 Tage zu (OECD-Schnitt: 127 Tage). Bei Unterstufen und Mittelschulen waren es letztlich 167 Tage – hier lag man deutlich über dem OECD-Schnitt von 135 Tagen.

Lehrervertreter: „Hat nicht besonders gut funktioniert“

Die Schulen sind zwar jetzt wieder österreichweit geöffnet, das neue Schuljahr ist aber auch mit neuen Hürden verbunden. Logistische Probleme bei den CoV-Tests, schlecht erreichbare Gesundheitsbehörden und verbesserungswürdige Kommunikation mit den Eltern sorgten für einen holprigen Start ins neue Schuljahr.

Schüler- und Lehrervertreter begrüßen zwar, dass die nun eingesetzten aussagekräftigeren PCR-Tests für mehr Sicherheit sorgen sollen – „aber dafür müssen sie auch funktionieren“, so der oberste Wiener Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG). „Es gibt logistische Probleme in der Zulieferung, der Abholung, in den Laboren, bei den Rückmeldungen – das hat alles nicht besonders gut funktioniert“, beklagte der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG), Vorsitzender der ARGE Lehrer in der GÖD. An manchen Standorten habe das durchaus für Chaos gesorgt.

Teilweise kämen die Ergebnisse erst nach zwei Tagen und seien damit unbrauchbar, berichtete auch Pflichtschulelternvertreter Paul Haschka. Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek von der ÖVP-nahen Schülerunion ortete dabei Unterschiede zwischen den Bundesländern. Während es etwa in Wien nicht so gut klappe, bekomme sie aus Niederösterreich gute Rückmeldungen.

Gegenüber ORF.at hieß es von Lifebrain, jenem Labor, das in Wien die „Alles gurgelt“-Tests auswertet, nicht aber die vom Bund organisierten „Alles spült“-Tests, dass es diese Woche „überhaupt keine Probleme“ gegeben habe. Es würden „99,8 Prozent aller Tests pünktlich ausgewertet“, was ermögliche, dass Kinder bei einem positiven Testergebnis rechtzeitig zu Hause bleiben können, so der Sprecher.

Ministerium: „Enorme logistische Herausforderung“

In einer Stellungnahme gegenüber ORF.at heißt es aus dem Bildungsministerium: „Die Lernkurve ist steil.“ PCR-Testungen in Vorarlberg, Steiermark und Oberösterreich sind diese Woche zum ersten Mal durchgeführt worden. „Fast alle Ergebnisse konnten zeitgerecht übermittelt werden“, so das Ministerium. Damit seien alle Schülerinnen und Schüler mindestens einmal per PCR-Test getestet worden. Man sehe jedenfalls eine positive Entwicklung: „Das ist eine enorme logistische Herausforderung, die mittlerweile gut gemeistert werden konnte.“

Berichte über schwierige Zusammenarbeit mit Behörden

Erstaunlich schlecht funktioniert laut Lehrkörper und Schülerinnen und Schülern wieder die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden eineinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie. Die Behörden seien schlecht erreichbar, die Entscheidungen dauerten lange und würden bei vergleichbaren Fällen unterschiedlich ausfallen, berichtete Kimberger. Die Gewerkschaft habe deshalb auch schon in mehreren Fällen im Bildungsministerium interveniert.

Bei Infektionsfällen gebe es teilweise am späten Nachmittag noch immer keine Rückmeldung, berichtete Krebs aus Wien. So würden Direktionen die Schüler fallweise anweisen, zur Sicherheit am nächsten Tag daheimzubleiben – auch wenn es gar nicht ihre Kompetenz sei, gesundheitsbehördliche Entscheidungen zu treffen. Von Eltern kommen wiederum Klagen, dass Schulen im Fall von Infektionen teilweise nur sehr mangelhaft informiert würden.

Vorerst 411 positive „Alles spült“-Tests

Die Sicherheitsphase, mit der die Kinder in das neue Schuljahr gestartet sind, schreibt drei CoV-Tests pro Woche vor – mindestens einer davon muss ein PCR-Test sein, in Wien sind es mindestens zwei. Beim ersten Durchgang über alle Bundesländer hinweg gab es beim Testprogramm „Alles spült“ diese Woche insgesamt 411 positive Testergebnisse. Noch nicht enthalten sind die Zahlen des Wiener „Alles gurgelt“-Programms, das dort ab der Unterstufe zum Einsatz kommt.

Konkret gab es diese Woche bei „Alles spült“ in Wien, wo nur die Volksschulen am Programm des Bildungsministeriums teilnehmen, 134 positive Resultate (99 bei der ersten Testung, 35 bei der zweiten). In Niederösterreich waren es 77, in Salzburg 31, in Tirol 21, im Burgenland 13 und in Kärnten sechs (jeweils über alle Schultypen). Nun liegen auch die Ergebnisse aus Oberösterreich (80), der Steiermark (44) und Vorarlberg (5) sowie der zweiten Volksschultestung in Wien vor. Je nach Bundesland waren zwischen 0,01 und 0,15 Prozent der Testergebnisse positiv.

Die vom Bildungsministerium kommunizierten Zahlen können aber nur einen Ausschnitt des Infektionsgeschehens unter Schülern zeigen, schließlich umfassen sie nur jene positiven Fälle, die bei den gemeinsamen Tests im Klassenverband mit „Alles spült“ entdeckt werden. Nicht dabei sind jene Fälle, in denen zunächst positive Schul-Antigen-Tests per PCR-Nachtest bestätigt werden mussten. Außerdem fehlen positive Ergebnisse von Schülerinnen und Schülern, die getestet wurden, weil sie Symptome zeigen oder als Kontaktpersonen von Infizierten getestet wurden.

Hunderte Schulklassen in Wien in Quarantäne

Je nach Bundesland zeigen sich große Unterschiede bei der CoV-Situation: So vermeldete etwa Tirol, dass nach der ersten PCR-Test-Runde keine einzige ganze Klasse in Quarantäne geschickt wurde – mehr dazu in tirol.ORF.at. In Wien zeigt sich mehr als eine Woche nach Schulbeginn ein anderes Bild: Dort sind bereits über 600 Klassen in Quarantäne – 522 der 720 Schulen sind von den Quarantänemaßnahmen betroffen – mehr dazu in wien.ORF.at.