Machtkampf in Argentinien

Vor dem Hintergrund der Wirtschaftsmisere in Argentinien ist an der Spitze des südamerikanischen Landes ein Machtkampf entbrannt: Vizepräsidentin Cristina Kirchner warf Staatschef Alberto Fernandez gestern in einem offenen Brief eine fehlgeleitete Wirtschaftspolitik vor und forderte ihn zur Kabinettsumbildung auf.

Anlass für Kirchners Brandbrief war das schwache Abschneiden der Regierungsparteien der Mitte-links-Koalition bei Vorwahlen am Wochenende.

Fünf Minister hatten daraufhin ihren Rücktritt angeboten, was Staatschef Fernandez jedoch ablehnte. „Glauben Sie wirklich, dass es nach einer solchen Niederlage nicht erforderlich ist, Rücktritte bekanntzugeben und dem Präsidenten die Möglichkeit zu geben, die Regierung neu zu organisieren?“, schrieb Kirchner.

Proteste gegen Armut und Arbeitslosigkeit

Fernandez rief auf Twitter die Kollegen im Kabinett zur Geschlossenheit auf. „Das ist nicht die Zeit, die Streitigkeiten auszufechten, die uns von unserem Weg abbringen“, schrieb der Staatschef. Fernandez und Kirchner stehen gemeinsam an der Spitze einer Mitte-links-Regierung.

Zugleich protestierten gestern in Buenos Aires Zehntausende Menschen gegen die grassierende Armut, Inflation und Arbeitslosigkeit. Nach offiziellen Angaben leben 42 Prozent der 45 Millionen Argentinier und Argentinierinnen derzeit in Armut. Verschärft wurde die Wirtschaftsmisere auch in Argentinien durch die Pandemie.