Ein Feuerwehrmann löscht einen Teil eines Waldbrandes in der Nähe von Le Luc in Südfrankreich.
AP/Daniel Cole
Klimaziele

UNO-Bericht sieht „katastrophalen Weg“

Vor der Klimakonferenz in Glasgow im November befindet sich die Welt nach Aussagen von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hinsichtlich der Erderwärmung auf einem „katastrophalen Weg“. Einem Bericht der zuständigen UNO-Klimaagentur zufolge sei eine Erwärmung um 2,7 Grad absehbar. „Damit wird das vor sechs Jahren gemachte Versprechen gebrochen, das 1,5-Grad-Celsius-Ziel des Pariser Abkommens zu verfolgen“, so Guterres.

Dafür sollte der Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 deutlich reduziert werden. Wenn dieses Ziel nicht erreicht wird, drohe der „enorme Verlust von Menschenleben und Lebensgrundlagen“, warnte Guterres am Freitag. Es bestehe ein hohes Risiko, dass die Klimakonferenz in Glasgow scheitere. Doch es sei nicht zu spät, um das Ziel von Paris noch zu erreichen – sofern die Länder ihre Anstrengungen verstärkten.

Darüber hinaus kommt der Bericht zum Ergebnis, dass ausgehend von den nationalen Zielen die weltweiten Emissionen am Ende des Jahrzehnts um 16 Prozent höher liegen werden als im Jahr 2010. „Die Gesamtzahlen der Treibhausgasemissionen bewegen sich in die falsche Richtung“, sagte UNO-Klimachefin Patricia Espinosa. In dem Bericht wurden die nationalen Klimaschutzverpflichtungen von 191 Ländern im Rahmen des Pariser Abkommens bewertet.

UN Generalsekretär Antonio Guterres.
APA/AFP/Fabrice Coffrini
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres: „Falsche Richtung“

Um das Klimaziel zu erreichen, müssten bis Ende dieses Jahrzehnts die Emissionen laut UNO um 45 Prozent im Vergleich zu 2010 gesenkt werden. Eine Schlüsselrolle bei den Gegenmaßnahmen kommt dabei den G-20-Ländern zu, die für 75 Prozent aller Emissionen verantwortlich sind – von diesen ist aber nur Großbritannien auf einem Pfad, der ungefähr für die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels notwendig wäre.

Weltklimakonferenz COP26 in sechs Wochen

Guterres mahnte die Regierungen für die in sechs Wochen im schottischen Glasgow beginnende Weltklimakonferenz COP26 zu mehr Ehrgeiz. „Es ist an der Zeit, dass die Staats- und Regierungschefs aufstehen und handeln, sonst werden die Menschen in allen Ländern einen tragischen Preis zahlen“, sagte er.

Ähnlich äußerte sich US-Präsident Joe Biden, der erneut zu einer internationalen Kraftanstrengung aufrief. „Wir haben nicht viel Zeit“, mahnte Biden am Freitag in Washington bei einer Videoschaltung mit mehreren Regierungschefs sowie Guterres und hochrangigen Vertretern der EU.

„Wir alle müssen handeln, und wir müssen jetzt handeln.“ Biden betonte: „Glasgow ist nicht unser endgültiges Ziel.“ Unabhängig von den Zusagen und Vereinbarungen dort müsse die internationale Gemeinschaft auch im kommenden Jahr und Jahrzehnt ihre Bemühungen forcieren, um gegen die Erderwärmung anzugehen.

Dürre am Lake Oroville in Kalifornien.
AP/Ethan Swope
Dürre am Lake Oroville im US-Bundesstaat Kalifornien

EU-Mittelmeer-Anrainer wollen enger zusammenarbeiten

Unterdessen haben die Regierungschefs und Außenminister der acht EU-Mittelmeer-Länder und Portugals bei einem Gipfeltreffen in Athen vereinbart, im Kampf gegen den Klimawandel enger zusammenzuarbeiten. „Die beste Lektion, die uns erteilt werden konnte, waren die katastrophalen Feuer im Sommer“, sagte der italienische Ministerpräsident Mario Draghi am Freitag beim EUMED-9-Gipfel. „Es gibt keine Zeit mehr zu verlieren.“

Der Mittelmeer-Raum sei extrem anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels, heißt es in einer Erklärung, die die Teilnehmer unterzeichneten. Hitzewellen würden spürbar häufiger und intensiver, auch Dürren, starke Regenfälle, Überschwemmungen und Waldbrände machten der Region zu schaffen. Das habe bereits jetzt starke ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen. Auch enthält das Papier die Absicht, bis 2030 mindestens drei Milliarden Bäume zu pflanzen.

Folgen weltweit spürbar

Expertinnen und Experten sind sich einig, dass sich bis 2030 weltweit viel mehr tun muss, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll. Die Folgen der Klimakrise sind bereits weltweit spürbar – dazu gehören etwa ein Anstieg der Meeresspiegel, ein höheres Risiko von Dürren, Hitzewellen, schweren Stürmen und Überschwemmungen, aber auch das Abschmelzen von Gletschern und der Eisflächen an den Polen oder das Absterben von Korallenriffen.