Eingangstür einer Intensivstation mit Covid-Patienten
APA/Michael Gruber
Wiener Experte

Eindringliche Warnung vor CoV-Langzeitfolgen

Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung könnten Existenzen zerstören. Davor hat am Samstag der Wiener Infektiologe Christoph Wenisch gewarnt. Menschen, bei denen eine Intensivbehandlung notwendig ist, seien danach oft arbeitsunfähig, so der Mediziner gegenüber Ö1, betroffen seien etwa Lunge und Gehirn. Langzeitfolgen einer Impfung seien dagegen aktuell nicht bekannt, „und auch nicht zu erwarten“.

Folglich plädierte Wenisch, Leiter der Infektionsabteilung an der Klinik Favoriten, am Samstag in der Ö1-Reihe „Im Journal zu Gast“ klar für die Impfung. Diese sei ein Instrument, mit dem man einander schützen könne. Darüber, dass sich Personen nicht impfen lassen und dann eine Spitals- bzw. im schlimmsten Fall Intensivbehandlung benötigten, sei man als Mediziner „ein bisschen frustriert“.

Wobei: Es handle sich dabei nicht immer um dezidierte Gegner und Gegnerinnen der Impfung. Vielfach wisse man nicht, was eine Erkrankung für einen selbst und sein Umfeld bedeute bzw. setze man sich nicht damit auseinander, so Wenisch sinngemäß. Oder aber man sei überzeugt: „Mich betrifft das eh nicht.“

Schlicht eine Frage der Abwägung

Solange das Virus da sei und die damit infizierten Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern mehr würden, „ist das Problem nicht gelöst“. Ein gutes Immunsystem helfe zwar, reiche aber keineswegs aus, um eine Infektion zu verhindern. Außerdem sei eine notwendige Therapie danach (Stichwort: Cortison) für das Immunsystem keineswegs immer das Beste.

Zu möglichen Langzeitfolgen einer Impfung und diversen „Legenden“ rundherum sagte der Experte, der Wirkstoff würde sofort abgebaut, könne insofern keine solchen Folgen nach sich ziehen. Es seien mittlerweile Milliarden Menschen geimpft, und es sei „nichts passiert“. Es gehe schlicht um eine Abwägung mit einer Erkrankung, die schwerste gesundheitliche Konsequenzen für die Betroffenen haben könne, besonders nach dem Auftreten der Delta-Variante des Virus. Menschen bräuchten früher eine Spitalsbehandlung, schwere Verläufe würden häufiger, „wir sehen einen höheren Anteil auf der Intensivstation“.

„Legende“ Frühgeburten: Thema mit Studie "geklärt

Angesprochen auf die Befürchtung, eine Impfung könne zu Fehlgeburten führen, verwies Wenisch auf eine aktuelle Studie mit 250.000 Schwangeren, ein Teil davon geimpft, der andere nicht. Da gebe es „null Unterschied“, das Thema sei geklärt. Dementgegen bringe eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus sehr wohl ein erhöhtes Risiko für Fehl- und Frühgeburten mit sich.

Mediziner Christoph Wenisch
APA/Georg Hochmuth
Infektiologe Wenisch: Schwere Verläufe werden häufiger

Das Plädoyer des Experten generell: Eine späte Einsicht nach dem Motto, ich hätte eine Erkrankung sehr wahrscheinlich verhindern können, habe es aber nicht gemacht, komme tatsächlich oft zu spät – wobei Wenisch auch einräumte, dass es Personen gebe, bei denen eine Impfung nicht wirkte: abhängig von der Art des Impfstoffes und dem Immunsystem der Betroffenen.

„Dinge, unter denen die Menschen wahnsinnig leiden“

Wenisch hatte bereits zuvor am Samstag im Ö1-„Morgenjournal“ gewarnt: „Zwölf Prozent aller Menschen, die mit Covid auf der Intensivstation waren und vorher arbeiten konnten, können das nachher nicht mehr“, sie seien arbeitsunfähig, und zwar für ihr Leben lang. Eine Impfung könne dramatische Langzeitfolgen einer Infektion verhindern, so der Infektiologe.

Zu den angesprochenen Langzeitfolgen erklärte Wenisch konkret: „Das Gehirn funktioniert nicht mehr so.“ Auch die Lunge, als Zielorgan für die Viren, könne Langzeitschäden erleiden. Das seien „Dinge, unter denen die Menschen wahnsinnig leiden“. Es würden Existenzen zerstört. Bei einer mRNA-Impfung sei bisher keine Langzeitfolge gesehen worden – „und ist auch nicht zu erwarten“, so Wenisch. Bei dieser Art von Impfstoffen werden keine Krankheitserreger oder Bestandteile davon (Antigene) verwendet, sondern sie enthalten Teile des Erbgutes davon in Form einer Messenger-RNA, eines Botenstoffes, der das Immunsystem dazu anregt, auf das Virus zu reagieren.

„Keine Kinderkrankheit so belastend wie Covid-19“

Karl Zwiauer, Mitglied des Nationalen Impfgremiums, sprach sich in einem Interview mit „Niederösterreich heute“ für die Impfung von Kindern aus: „Wir kennen keine Kinderkrankheit, die so belastend ist wie die Covid-Erkrankung“, so der Kinderarzt und frühere Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im Universitätsklinikum St. Pölten – mehr dazu in noe.ORF.at.

Die Covid-Impfung bei Kindern und Jugendlichen zwischen dem elften und 17. Lebensjahr sei bereits millionenfach verabreicht worden, und man könne davon ausgehen, „dass die Impfung wirklich eine der ganz sicheren“ ist. Außerdem sei eine Erkrankung und deren Folgen für Kinder bei Covid-19 nicht mit einer bei Erwachsenen zu vergleichen, sondern mit üblichen Kinderkrankheiten: „Keine der herkömmlichen und derzeit durch Impfungen bekämpfbaren Kindererkrankungen hat eine so große Krankheitslast wie die SARS-CoV2-Infektion“, sagte Zwiauer.