Große Siegerin der diesjährigen Emmys ist die Netflix-Serie. Nach vier Staffeln wurde „The Crown“ erstmals in der Königskategorie des wichtigsten Fernsehpreises ausgezeichnet. Das Drama über das Leben der britischen Königin Elizabeth II. räumte gleich in sieben wichtigen Kategorien ab, insgesamt waren es elf Preise. Neben Auszeichnungen für Drehbuch, Regie und in allen vier Schauspielerkategorien gewann „The Crown“ auch den Hauptpreis als beste Dramaserie des Jahres – es war der erste Sieg für den Streaminganbieter Netflix in dieser Kategorie überhaupt.
Als beste Drama-Schauspielerin wurde Olivia Colman für ihre Darstellung von Queen Elizabeth II. in „The Crown“ mit einem Emmy geehrt. Die britische Schauspielerin bezeichnete den Preis als „schönes Ende einer außergewöhnlichen Reise mit dieser wunderbaren Familie“.

Josh O’Connor wurde für seine Rolle als Prinz Charles als bester männlicher Hauptdarsteller ausgezeichnet. Gillian Anderson und Tobias Menzies wurden für ihre Leistung in Nebenrollen ausgezeichnet. Insgesamt kam „The Crown“ zusammen mit Preisen in Nebenkategorien auf elf von über 110 vergebenen Auszeichnungen. Die meisten davon nahm das Team per Videoschaltung auf einer eigenen Party am frühen Montagmorgen (Ortszeit) in London entgegen.
Smart beste weibliche Hauptrolle in „Hacks“
Als beste Comedy-Serie setzte sich „Ted Lasso“ durch. Für die Hauptrolle erhielt Jason Sudeikis einen Emmy. Auch die beiden Awards für die besten Nebenrollen gingen an diese Serie. Insgesamt hatte die Fußballserie 20 Nominierungen. Bei Regie, Drehbuch und bei der besten weiblichen Hauptrolle in einer Komödie musste sich der insgesamt siebenfach ausgezeichnete „Ted Lasso“ aber der HBO-Max-Serie „Hacks“ geschlagen geben.

Dafür erhielt die 70-jährige Jean Smart stehenden Applaus, die bei „Hacks“ eine alternde Entertainerin spielt. Sie dankte in ihrer Rede ihrem sechs Monate zuvor verstorbenen Ehemann: „Ich wäre nicht hier, wenn er seine Karriere nicht hintangestellt hätte, damit ich meine Chancen wahrnehmen konnte.“
Einen Lichtblick gab es für HBO auch mit der Krimiserie „Mare of Easttown“, die vier Emmys erhielt, darunter eine Auszeichnung für Hauptdarstellerin Kate Winslet. NBC wurde für seine Late-Night-Show „Saturday Night Live“ ausgezeichnet.
Haupt- und Nebenrollen nur für Weiße
Das von vielen erhoffte Zeichen für mehr Gleichberechtigung von Minderheiten in Hollywood blieb allerdings auch in diesem Jahr aus. Alle zwölf Emmys für Haupt- und Nebenrollen gingen ausnahmslos an Weiße. Schwarze, Indigene und Latino-Stars standen beim Galaabend am Sonntag vor allem als Präsentatoren auf der Bühne.

Einzige Ausnahme stellte Debbie Allen dar, die als Schwarze den „Governors Award“ für ihr Lebenswerk erhielt. Ihr Sieg war allerdings schon vor der Gala festgestanden.
Erste schwarze Preisträgerin in regulärer Kategorie
Erst im Lauf des Abends wurde Michaela Coel in einer regulären Kategorie als erste Schwarze ausgezeichnet. Die 33-Jährige gewann den Preis für das beste Drehbuch einer Miniserie für „I May Destroy You“.
Coel spielt darin auch die Hauptfigur Arabella, eine Autorin, die mit den Folgen eines Missbrauchs umgeht. „Schreibt die Geschichte, die euch ängstigt, die euch unangenehm ist“, riet sie in ihrer mit Standing Ovations bedachten Rede. „Ich widme diesen Preis allen Überlebenden von sexuellem Missbrauch“, sagte Coel weiter.

Beste Miniserie „Das Damengambit“ aktuell in Kritik
Als beste Miniserie wurde allerdings „Das Damengambit“ ausgezeichnet. Die erfolgreiche Serie, in der Anya Taylor-Joy eine äußerst talentierte Schachspielerin mit psychischen Problemen spielt, hatte einen weltweiten Schachboom ausgelöst.
Seit einigen Tagen steht die Schachserie aber stark in der Kritik. Die georgische Schachspielerin Nona Gaprindaschwili hat Netflix wegen ihrer Darstellung darin auf fünf Millionen Dollar (4,24 Mio. Euro) Schadenersatz geklagt. Die Darstellung ihrer Person sei „sexistisch und herabsetzend“, heißt es in der Klageschrift, die Gaprindaschwili bei einem kalifornischen Gericht einreichte.
„Netflix hat dreist und wissentlich über Gaprindaschwilis Errungenschaften gelogen“, wird in der Klageschrift kritisiert. Die Behauptung einer Figur in der Serie, dass die Georgierin niemals in Schachturnieren gegen Männer angetreten sei, sei „erwiesenermaßen falsch“. Zu allem Überfluss sei Gaprindaschwili in „Damengambit“ als Russin statt als Georgierin beschrieben worden. Netflix versicherte in einer Erklärung, das Unternehmen habe „höchsten Respekt vor Frau Gaprindaschwili und ihrer glänzenden Karriere“.