Umstrittene Museen im Humboldt Forum öffnen

Mit einem weiteren Öffnungsschritt im Berliner Humboldt Forum sind ab Donnerstag erstmals auch wegen kolonialer Hintergründe umstrittene Objekte der beteiligten Museen zu sehen. Das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst öffnen ihre ersten Räume. Aus Sicht von Hartmut Dorgerloh, Intendant des Zentrums für Kunst, Kultur und Wissenschaft, sind die Museen von „entscheidender Bedeutung für das Gelingen des Gesamtprojekts“.

Mit ihren Objekten seien sie zentrale Ausgangs- und Bezugspunkte. Die Ausstellung ermögliche „die erforderlichen Debatten über Kolonialismus und über Rassismus, über Diskriminierung und Machtverhältnisse“. Die neuen Präsentationen seien Anlass für Befragung und kritische Überprüfung der eigenen Geschichte.

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, nannte die Museen der Stiftung „thematisches Rückgrat“ des Humboldt Forums. „Die Debatte um die kolonialen Kontexte dieser Sammlung haben schon auch dazu geführt, dass die Museen nicht nur in Berlin, auch in Deutschland und anderswo ihre Haltung ändern“, sagte Parzinger.

„Substanzielle“ Rückgaben geplant

Mit Blick auf die Restitutionsdebatte um Objekte aus kolonialen Unrechtszusammenhängen bekräftigte er, im nächsten Jahr werde es „zu substanziellen Rückgaben kommen“. Parzinger sieht darin eine „Chance für das Humboldt Forum“, die Sammlungen sollten nicht als Last begriffen werden.

Die deutsche Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), die heute von „Maßstäben für einen sensiblen Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ sprach, hatte zuletzt ein „schlüssiges Gesamtkonzept“ im Humboldt Forum angemahnt. Dorgerloh verwies auf entsprechende Entscheidungen von Bund und Land Berlin. „Das ist auch genau der richtige Ausgangspunkt, um jetzt zum Humboldt Forum zu werden.“

Vollständige Öffnung bis 2022

Von den etwa 500.000 Objekten der zuvor im Stadtteil Dahlem präsenten Museen sollen rund 20.000 im Humboldt Forum gezeigt werden. Dazu gehören auch die als koloniales Raubgut geltenden Benin-Bronzen, die mit dem letzten Öffnungsschritt vermutlich ab Mitte 2022 zu sehen sein sollen.

Das 680 Millionen Euro teure Humboldt Forum war nach jahrelangen Diskussionen und einigen Verzögerungen im Juli in einem ersten Schritt eröffnet worden. Das rund 40.000 Quadratmeter umfassende Gebäude im Herzen Berlins teilen sich die Museen der Stiftung, das Land Berlin, die Humboldt-Universität und die Stiftung Humboldt Forum.