Brennendes Haus
Reuters/Borja Suarez
Vulkan auf La Palma

„Lava zerstört Häuser wie Butter“

Die Lava des Vulkans Cumbre Vieja auf La Palma hat nach Angaben der Regionalregierung viele Häuser auf der spanischen Kanareninsel zerstört. Die Lava habe etliche Wohnhäuser erfasst, sagte eine Sprecherin der Regionalregierung am Montag.

Allein im Dorf El Paso wurden nach Angaben des Bürgermeisters mindestens 20 Häuser zerstört. „Die Lava zerstört die Häuser wie Butter“, schilderte eine Frau die Zustände im spanischen Fernsehsender RTVE. Die Frau in mittleren Jahren betrieb ein kleines Hotel auf der zu Spanien gehörenden Ferieninsel La Palma. Ihr Hotel ist eines der zerstörten Häuser.

„Wenn die Lava ein Haus erreicht, ist in Sekunden nichts mehr übrig, nur noch eine schwarze Masse“, so die sichtlich erschütterte Frau. Wie etwa 5.000 weitere Menschen in der Region im Süden der kleinen Kanareninsel musste sie vor dem Vulkanausbruch flüchten. Bei 500 von ihnen habe es sich um Touristen gehandelt, unter ihnen zwei Österreicher.

Lava des Vulkans auf La Palma
Reuters/Borja Suarez
Erstmals seit 50 Jahren speit der Vulkan auf La Palma Lava

Alarmstufe Rot ausgerufen

Der Vulkan war am Sonntag um 15.12 Uhr Ortszeit (16.12 Uhr MESZ) mit heftigen Explosionen zum Leben erwacht. Die Behörden riefen die Alarmstufe Rot des Vulkannotfallplanes aus und begannen mit Evakuierungen. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez sagte eine geplante USA-Reise ab und traf am Sonntagabend auf La Palma ein. Er sicherte den Betroffenen schnelle und unbürokratische Hilfe zu.

Die Feuerwehr musste immer wieder ausrücken, um Busch- und Waldbrände zu bekämpfen, die durch den Vulkanausbruch und am Rande der Lavaströme aufflammten. Einheiten der Polizei und des Militärs trafen am Montag zur Verstärkung auf der Insel ein.

Warnung vor schädlichen Gasen

Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. Der Ausbruch sei bisher nicht sehr intensiv. Es wurde jedoch vor der schwarzen Asche aus dem Vulkan und vor eventuell gesundheitsschädlichen Gasen gewarnt. Die Menschen auf der Insel mit 83.000 Einwohnern sollten möglichst ihre Häuser nicht verlassen. Schaulustige wurden aufgefordert, die Gegend zu verlassen, um die Evakuierungen nicht zu behindern.

Aus acht verschiedenen Schloten schleudert der Vulkan Asche, Gesteinsbrocken und Lava in die Höhe. Vor allem nachts waren schaurig-schöne Bilder von Feuerfontänen zu sehen, die Hunderte Meter hoch in den Himmel schossen. Der Flugverkehr zu der Insel wurde aber zunächst nicht eingestellt.

Brennendes Haus
Reuters/Borja Suarez
Die Häuser, die der Lavastrom erreicht, sind binnen kürzester Zeit zerstört

Empörung über Idee von Tourismusministerin

Für Empörung sorgte am Montag Spaniens Tourismusministerin Maria Maroto, die vorschlug, den Vulkanausbruch zur Touristenattraktion zu machen. Von dem „wunderbaren Naturspektakel“, welches La Palma „beschert“ worden sei, könnten „zahlreiche Touristen profitieren“, sagte die sozialistische Politikerin im Radiosender Canal Sur. Insbesondere konservative Parteien kritisierten den Vorschlag scharf. Maroto sah sich gezwungen, ihre Äußerungen später abzuschwächen und erklärte: „Heute stehen wir an der Seite der Betroffenen, der Opfer.“

Die um die 1.000 Grad heiße Lava wälzt sich seit Sonntag wie ein riesiger Lindwurm langsam, aber unaufhaltsam bergab in Richtung der Westküste der Insel – 700 Meter pro Stunde. Alles in ihrem Weg verbrennt: Bäume, Buschland, Bananenplantagen, Felder, Straßen, Stromleitungen und bisher auch schon Dutzende Häuser. In dem Ort Los Llanos de Aridane seien etwa 150 Wohnungen in Mitleidenschaft gezogen worden.

Lava blockiert eine Straße
Reuters/Borja Suarez

Letzter Ausbruch vor 50 Jahren

Verletzt wurde bisher niemand – denn die Insel vulkanischen Ursprungs, auf der es zuletzt 1971 einen Ausbruch gab, war vorbereitet. Tausende kleine Erdbeben während der vergangenen Tage waren für die Vulkanologen ein relativ sicherer Hinweis auf das, was kommen würde. Die Menschen wurden aufgefordert, leichtes Fluchtgepäck vorzubereiten und erhielten Informationen, wo sie sich im Falle einer Evakuierung sammeln sollten. Ältere und Behinderte waren schon kurz vor dem Ausbruch in Sicherheit gebracht worden.

La Palma: Evakuierungen nach Vulkanausbruch

Erstmals seit 50 Jahren ist auf der spanischen Insel La Palma der Vulkan Cumbre Vieja ausgebrochen. Tausende Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden, die Feuerwehr ist im Dauereinsatz.

Insgesamt 17 bis 20 Millionen Kubikmeter Magma könnten sich unter dem Vulkan gestaut haben, berichtete RTVE unter Berufung auf den Regionalregierungschef der Kanaren, Angel Victor Torres. Vulkanologe Stavros Meletlidis warnte, die Natur sei unberechenbar. „Wir haben nur sehr simple Modelle von den extrem komplizierten Vorgängen unter unseren Füßen“, sagte er im Fernsehen. Wie lange der Ausbruch dauern könne? „Wir wissen es nicht. Es gibt Ausbrüche, die nach neun Tagen enden, und welche, die Jahre dauern.“

Völlig unklar ist derzeit, wie lange der Ausbruch dauern wird

La Palma liegt ganz im Nordwesten der Kanaren, einer Inselgruppe im Atlantik vor der Westküste Afrikas. Sie ist 85 Kilometer von der nächstgelegenen größeren und auch bei deutschen Touristen sehr beliebten Insel Teneriffa und 57 Kilometer von La Gomera entfernt. Massentourismus wie auf den bekannteren Kanareninseln Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote gibt es auf La Palma nicht.